Wimschneider,
Anna:
Herbstmilch
Serie Piper, Neuausgabe Mai 1987
In ihren „Lebenserinnerungen einer Bäuerin“ schreibt
Anna Wimschneider über die Verhältnisse auf dem Land, die uns wie aus einer
anderen Zeit vorkommen. Schwerstarbeit für Kinder und Erwachsene, Mißbrauch der
Angestellten, der Pfarrer und der Großbauer hatten das Sagen, unvorstellbare
Armut. Dabei ist das alles nicht so lange her.
Interessant ist, was Anna Wimschneider über die
Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg schrieb (und mir sehr aktuell erscheint). Die
Reichen waren ablehnend und die Armen haben geteilt. Außerdem kursierten
Gerüchte, daß alle in Hessen willkommen wären und dort ein Haus bekämen. Was
sich natürlich nicht als Wahrheit herausstellte. Aber wie entstanden
solche Ideen in einer Zeit ohne Internet? Keller, Julia: Blutroter Sommer
Goldmann 2016
Die Geschichte spielt in West Virginia, es gibt einige
Tote und kein Motiv, aber die Staatsanwältin ermittelt. Gruseliger als die
Morde sind die sozialen Verhältnisse, die Julia Keller beschreibt. Na klar, sie
war mal Journalistin.
Und zum Glück erfahren wir am Ende, daß man für Geld
eben nicht alles kaufen kann.
McKinty, Adrian: Gun Street Girl
Suhrkamp 2015
Ein düsterer Krimi, der in der 80er Jahren in
Nordirland spielt. Ich habe von der Geschichte des Nordirland-Konfliktes kaum
etwas mitbekommen. Ab und zu gab es Bilder im Fernsehen, da standen
hochgerüstete Polizisten rum und das „Volk“ war auf den Barrikaden. Damals
hörte ich das erste Mal das Wort „Plastiksprengstoff“, wußte aber nicht, wieso
PVC explosiv sein sollte.
Dank Adrian McKinty dürfen wir noch einmal in diese
Zeit eintauchen und diesmal mit mehr Wissen und zeitlichem Abstand hautnah dabeisein.
Und das alles ist nicht lustig.
Ein gut geschriebenes, spannendes Buch. Und es hat bei
mir die Idee ausgelöst, noch mal in ganz alten Kisten zu kramen. Um die
Tom-Waits-Kassette zu finden, einen Kassettenrecorder aufzutreiben und noch mal
die Musik zu hören, die in den 80ern für mich aus Westberlin rübergeschmuggelt
wurde. Danke an Adrian für die Inspiration und an Christoph fürs Schmuggeln!
Vargas,
Fred:
Das barmherzige Fallbeil
Limes 2015
Adamsberg ermittelt in Paris wegen mehrerer Morde, die
als Selbstmorde getarnt waren. Welche Spur ist die Richtige? Ein Island-Aufenthalt
vor zehn Jahren? Oder die Robespierre- Gesellschaft heute?
Natürlich wird der Fall gelöst, aber bis dahin
erfahren wir einiges über die Französische Revolution, isländische Mysterien
und die Gefährlichkeit von Living History.
Und die Frage aller Fragen kann sich jeder selber
stellen und beantworten: Wie weit bist Du bereit zu gehen, um zu überleben?
Faber,
Jan:
Kalte Macht
Goldmann 2015
Ein Politthriller, der in Berlin spielt. Jan Faber ist
ein Insider, der unter Pseudonym schreibt.
Natascha Eusterbeck wird ins Kanzleramt als
Staatssekretärin berufen und soll offiziell Vorschläge zur Arbeits- und
Kostenoptimierung erarbeiten. Inoffiziell soll sie der Kanzlerin über
Netzwerke, Interna und persönliche Verstrickungen aller Mitarbeiter berichten.
Ein heikler Job, der schnell gefährlich für die junge
Frau wird.
Literarisch nicht allererster Güte und spannend am Ende. Der Leser wird in seiner Erkenntnis –die ja eine alte
ist- bestätigt, Politik ist ein dreckiges Geschäft. Es geht nicht ums Regieren,
sondern um Macht.
Nach der Lektüre türmen sich Fragen auf:
Wie kann jemand mit einem russischen Vornamen eine
deutsche Staatssekretärin werden? (Geht ja gar nicht!)
Was arbeiten die eigentlich im Kanzleramt? Welche
Akten studieren die eigentlich immer? (Gesetze werden in den Ministerien
erarbeitet. Deren Durchführung und die Kontrolle auch.) Was tun 470 Mitarbeiter
im Kanzleramt?
Frau Merkel braucht vielleicht 2-3 Sekretärinnen,
Protokollleute und Organisatoren für die Reisen, ein paar Sicherheitsmänner/frauen
und ich gönne ihr von Herzen einen Chauffeur, eine Putzfrau
Reinigungskraft, einen Hausmeister und jemanden für die Presse.
Aber was machen die anderen 400 Leute? Heiße Luft
produzieren? Da wird es Zeit, daß mal jemand Vorschläge zur Arbeits- und
Kostenoptimierung macht.
Asimov,
Isaac: Roboterträume
Bastei Lübbe 1991
Der Meister der Science Fiction legt gesammelte
Robotergeschichten aus mehreren Jahrzehnten vor. Im Vorwort kommentiert er auch
deren Entstehung und wissenschaftliche Erkenntnisse.
Die Geschichten sind komisch, traurig, herzzerreißend
und gruselig. Und falls Ihr Euch mittels Zeitmaschine ins Jahr 5117 bewegen
könnt, werdet Ihr, wenn Ihr 7x9 ohne Computer errechnen könnt, die absoluten
Stars sein. Und eine neue Wissenschaft namens Graphitics begründen. Viel Spaß!
Weggelegt:
Higashino,
Keigo: Böse Absichten
Gut geschrieben, aber auf Psycho-Spielchen –auch
literarisch- hatte ich keine Lust.
Das war wieder eine Leseliste quer durchs Gemüsebeet.
Vielleicht wünscht sich ja der eine oder andere etwas zu Weihnachten, ansonsten
empfehle ich wie immer eine Mitgliedschaft in einer Bibliothek. Die ist kosten-
und platzsparend!
Eure Emme
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