Freitag, 24. November 2017

Im Bücherdorf



Bücherdörfer gibt es meistens dort, wo es sonst gar nichts mehr gibt.


In Mühlbeck- Friedersdorf fährt selbst der Bus nur noch auf Anfrage. Nach Jahren der Flaute brummt wieder die nahegelegene Chemieindustrie. Ehemalige Tagebaue wurden geflutet und zur Zeit entstehen die ersten Luxuswohnungen mit Seeblick. Man kommt halt nur mit dem Auto hin…
In Mühlbeck gibt es ungefähr zehn Buchantiquariate. Drei haben wir uns angesehen. Beim con sum stehen mehrere Ragale draußen.


So kann man auch außerhalb der Öffnungszeiten lesen, stöbern und an der Kasse des Vertrauens zahlen. Einmütig stehen dort Abenteuerbücher, „Sozialistisches Recht“ und alte Gesangbücher nebeneinander. 


Während der Öffnungszeiten kann man im con sum weiterlesen und dann nebenan im Café rasten. Zwei Damen wissen erstaunlich gut über ihre riesigen Bestände Bescheid. Ich durfte nicht in die Tiefen dieses Bücherlabyrinths eindringen, sondern mußte auf Geheiß der Betreiberinnen auf der Ladentheke warten.


Im Antiquariat Girev hat man sich auf Literatur über das Fliegen spezialisiert. Dazu kommen unweigerlich Bücher über Technik und artverwandte Themen. Für „Touris“ wie uns liegen auch noch andere Bücher da, es gab erstaunlich viel Literatur zu Tanz und Theater. Da hat wohl jemand eine Sammlung abgegeben.
Die alte Schule quillt vor Büchern über. Ein Antiquariat geht ins andere über. Auch hier gibt es Spezialisierungen. Altes Handwerk und ein bißchen Musikliteratur. Kein Antiquariatsbesitzer möchte mehr ankaufen, es ist einfach zu viel da…


Man findet auch Dinge, bei denen wir nicht wissen, ob sie jemals gelesen wurden oder werden.


Besucher des Bücherdorfes sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:

1.Haltet Euch an einen Zeitplan! Sonst sitzt Ihr zu Weihnachten immer noch zwischen Bücherbergen! Ihr seid zwar etwas schlauer, aber habt mit Sicherheit Vieles verpaßt!
2.Plant vorher, wieviel Geld Ihr ausgeben wollt! Ein Einkauf hier kann ein teurer Spaß werden.
3.Wenn Ihr bestimmte Bücher sucht, gleich nach dem Betreten des Ladens den Buchhändler fragen. Spart Zeit und Kraft und verkürzt natürlich den Spaß.

Der Besuch im Bücherdorf war für uns sehr, sehr interessant. Leider war die schöne Dorfkirche aus Feldsteinen geschlossen, sie machte aber auch von außen einen guten Eindruck.


Emmes Ausbeute: zwei Künstlerbiographien. Ein Buch über Nijinski und eines über den österreichischen Schauspieler und Sänger Alexander Girardi mit dem tollen Titel: „Das Schicksal setzt den Hobel an“.

Emme, Du hast nicht noch mehr gekauft? Da hast Du Dich ja sehr zusammengerissen! Fahren wir da mal wieder hin?
Klar, Hase. Zum Geldausgeben.

Haltet Euer Portemonnaie fest!
Euer Hase

Mittwoch, 22. November 2017

Nachahmungstäter: Chanel oder Der geschenkte Gaul



Emmes Daunenmantel mußte (wie hier beschrieben) ersetzt werden. Nun ja, ein neuer ist schwer aufzutreiben, da paßt die Farbe nicht, oder der Schnitt ist doof, und richtig schicke Sachen kosten soviel wie ein Jahresurlaub.
Dann bekam Emme einen Daunenmantel in hellblau geschenkt, der von einer renommierten Firma hergestellt wurde. Und bei geschenkten Gäulen schaut man ja gewöhnlicherweise nicht so genau hin.



Nüchtern betrachtet hatte das Teil den Charme eines Morgenmantels aus den 60er Jahren. Ältere erinnern sich: feinste Chemiefasern, man fror drin, immer kratzte es irgendwo und der Stoff war klamm, weil er schlecht trocknete. Brrrrr! Und die Mütter fanden ihre lieben Kleinen darin sooo süß!
Emme wollte jedenfalls nicht in einem neuzeitlichen Morgenrock durch die Gegend sausen. Die Umgestaltungsidee entnahm sie der Chanel- Kollektion Herbst/Winter 2016/17.

Quelle

Jetzt, da das gute Stück fertig ist, ist es zwar eine Saison zu spät. Aber wir leben sehr weit von Paris, so etwas Modernes wird hier in circa zwei Jahren zu haben sein.
Emmes Materialien waren: ein langer schwarzer Reißverschluß, schöne alte Samtbänder und dieser Glanzstoff aus dem Fundus-Ausverkauf der Staatsoperette.


Die Idee, den Reißverschluß auszutauschen, verwarf Emme nach kurzem Überlegen. Das wäre zu aufwändig gewesen und so gut hätte sie den neuen niemals einnähen können. Auch auf das Erschaffen einer Kapuze aus dem Nichts vezichtete sie.
Sie besetzte den Mantel mit den Samtbändern. An den Saum, an die Ärmel und an den Kragen kam der gummierte Glanzstoff, bei dem sich die Maschine weigerte, ihn zu verarbeiten. Wahrscheinlich hätte sie Seidenpapier dazwischenlegen müssen. Emme nähte alles per Hand und puhlte immer wieder ausgetretene Daunen weg.
Nach einigen Wochen mit ausgedehnten Straßenbahnfahrten war alles angenäht. Die Nähte wurden intensiv mit der Fusselrolle bearbeitet, aber es stiepsen immer noch ein paar Daunen heraus. Das wird wohl so bleiben.


Insgesamt war dieses Refashion-Projekt wegen der vielen Handarbeit ein wenig aufwändig. Aber eine gute Resteverwertung der antiken Samtbänder, es sind noch ungefähr 40 Zentimeter übrig. Die wandern in die weiße Wunderkiste.
Der Mantel wird im Winter gute Dienste leisten. Dabei wird der Geschenkte Gaul auch noch gut aussehen.

Emme, wieviel Geld haben wir denn nun durchs Selbermachen gespart?
Ich weiß es nicht, Hase. Der Mantel von Chanel hatte auf den Modefotos nie einen Preis. Da mußt Du in Paris anrufen.
Aber Winterurlaub ist doch möglich, wenn Du schon so einen schönen Mantel hast?
Mal sehen, Hase.

Ist Eure Wintergarderobe fertig?
Euer Hase

Sonntag, 19. November 2017

Marokko: Kuriosa und Ausbeute



Reichlich kurios ist die Tatsache, daß in Marokko die Bilder schief hängen. Ob im Café an der Ecke oder im 5-Sterne-Hotel: Bilder hängen immer schief, selbst wenn der alte oder neue König drauf zu sehen ist. Jede Korrektur scheint zwecklos und das kann deutsche Pingelheinis durchaus in den Wahnsinn treiben.




 

In einem Café in Marrakesh wurde das auf die Spitze getrieben. Emme ist sich aber sicher, daß dies Selbstironie der Betreiber ist.


Sehr cool war diese Hand der Fatima


und diese To-Do-Liste für Marrakesh:


Bis auf den Dromedar- Ritt (Hier gibts nämlich gar keine Kamele!): Alles erfüllt!
Ebenso in Marrakesh fanden wir diese Spielhölle für Kinder


und eine Eisbahn.


Was andere Leute ins Restaurant mitbringen machte Emme regelrecht sprachlos.



Und die Ausbeute? War wieder viel zu groß!


Emme, fahren wir da mal wieder hin?
Klar, Hase. Das Yves Saint Laurent-Museum wurde ja erst im Oktober eröffnet, Einkaufen geht immer und ein paar Arabisch-Kenntnisse können nie schaden!

السلام عليكم
Euer Hase