Sonntag, 7. Juni 2020

Königlicher Regentanz (enthält Werbung)


Aber, o Gott! Wie sah sie aus vom Regen und vom bösen Wetter! Das Wasser lief ihr vom Haar und von den Kleidern herunter, es lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und an den Hacken wieder heraus, und da sagte sie, sie sei eine wirkliche Prinzessin.
Hans Christian Andersen: „Die Prinzessin auf der Erbse“


Dies ist  ein Projekt, das schon ein paar Monate in einer Tüte steckte. Im Laufe der letzten Monate ergaben sich noch diverse Probleme, die nun beseitigt worden sind. Und ein klitzekleines bißchen verspätet zeigen wir es beim Märchenhaften Mai. Obwohl die Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige ist.
Alles begann im Jahr 2002, als Emme vom ersten Jahrhunderthochwasser heimgesucht wurde. Später trat ich in ihr Leben ein. Gemeinsam, aber routiniert, erlebten wir das zweite Jahrhunderthochwasser 2013.
Seitdem hat Emme immer eine Notfalltasche bereitstehen. Mit kopierten Ausweisen, einer Decke, einer Taschenlampe, zwei Goldpfennigen und einer Zahnbürste.
Was ihr immer für eine „erfolgreiche Flucht“ fehlte, waren Gummistiefel. Die Trekkingsandalen von Keen sind super: Wasser läuft vorne rein und hinten läuft es heraus, denn ursprünglich waren die als Surfschuhe konzipiert. Trotzdem mußten sie nach dem Hochwasser gewaschen, desinfiziert und noch mal getrocknet werden. Gummistiefel wären da schon besser gewesen. Viele Jahre gab es in Dresden kaum welche zu kaufen. Wahrscheinlich schlug jeder zu, sobald sie im Angebot waren. Hamstern als privater und persönlicher Katastrophenschutz.
Bestellen kam für Emme aus Gründen der Paßform nicht infrage. Sie hat nämlich kräftige Waden. 0-8-15- Stiefel passen einfach nicht. Deshalb probierte sie jahrelang Gummistiefel an, die waren zu groß oder zu klein oder schnitten am Unterschenkel ein oder oder oder.
Im letzten Jahr fand sie endlich diese lustigen und passenden Teile im Non-Food-Angebot eines ganz großen Lebensmitteldicounters. Endlich hat sie nun ordentliche Gummistiefel!



Dafür hat die Elbe seit Jahren Niedrigwasser und es hat in den letzten Monaten viel zu wenig geregnet.
Um einen richtigen Regentanz zu veranstalten, nähte sich Emme einen Regenmantel, natürlich passend zum Schuhwerk. Der Stoff ist vom Holländischen Stoffmarkt


und der Schnitt wurde von dieser Werbe-Regenjacke abgenommen.


Emme verlängerte einfach die Jacke zum Mantel und nähte einen Gürtel und Gürtelschlaufen.



Der selbstgemachte Verschluß mit den hübschen Plastedrückern hat leider nicht funktioniert, da haben wir an anderer Stelle schon ausgiebig gemeckert. Professionelle Hilfe fanden wir in der Änderungsschneiderei im Viertel.



Aber woher kam die Inspiration für dieses lustige Ensemble? Emme, diese notorische Nachahmungstäterin, nahm sich dieses Foto zum Vorbild:




Die Dänische Königsfamilie zeigt, wie langweilig und unfunktionell selbst die teuerste Funktionsbekleidung der Welt sein kann. Nur die „alte“ Königin ist fröhlich in ihrem selbstentworfenen Regenmantel. Ihr Hofschneider soll ihn genäht haben. Hier kann man die Geschichte nachlesen.
Und nun haben die Dänische Königin und Emme nicht nur den Vornamen⃰ und die Liebe zum Ballett gemein, sondern auch einen etwas ausgefallenen Gute-Laune-Regentanz-Mantel!
Deshalb wird Emme niemals vor dem Stadttor stehen, während ihr das Wasser vom Haar und den Kleidern herunterläuft.
Bei Maika könnt Ihr sehen, was den anderen zur "Prinzessin auf der Erbse" eingefallen ist.

Hoffentlich gibt es bald viel Regen!
Euer Hase

⃰Nein, Emme heißt nicht Þórhildur.

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