Tatsächlich
kam die junge Habsburgische Braut 1719 auf dem Wasser an. Zumindest
auf der letzten Strecke von Pirna nach Dresden mußte sie sich den
Hintern nicht in der Kutsche wundsitzen, denn Reisen war vor 300
Jahren auch für Erzherzoginnen kein Zuckerschlecken. Dieser Einzug
wurde im August nachempfunden, es gab eine Wasserparade mit (fast)
allem Drum und Dran.
Da
die Tanzbeinschwinger und Emme für die Pillnitzer (Trink- und
Pipi-Pause) zuständig waren, können wir nur weitererzählen, was
andere an anderen Plätzen erlebt haben.
In
Pirna gab es ein Fest für die Bürger, die „Verabschiedung des
Brautpaares“ durch den Bürgermeister, viel militärhistorische
Begleitung und Kanonendonner bei der Abfahrt. Zuschauer erzählten,
daß ganz viele Leute unterwegs waren und alles sehr beeindruckend
war.
Auch
in Pillnitz waren ganz, ganz viele Leute und Emme stellte sich trotz
Muffensausen auf die Löwenkopfbastei und erzählte den Leuten, was
es mit der Fürstenhochzeit auf sich hatte.
Daß
es sich nicht um die Hochzeit Augusts des Starken handelte, sondern
um die seines Sohnes. (Ein paar Journalisten hatten das mal wieder
falsch verstanden.) Über die politische Bedeutung. Über das Reisen
vor 300 Jahren. Über den Prunk und den Aufwand der Feierlichkeiten.
Über die Bedeutung der Planetenfeste. Über barocken Tanz und
Reenactment. Über…
Welche
Jubelrufe gerufen wurden. Wie man eine Réferance ausführt. Wie man
einen König begrüßt und daß Mann bitte den Hut abnehmen möge. (Was
die Herren letztendlich doch nicht taten...)
Nachdem
sich Emme den Mund fusslig geredet hatte, traf die Wasserparade trotz
aller Unwägbarkeiten und Niedrigwasser fast pünktlich ein. Es war
schon ein toller Anblick, als die Prunkboote die Elbe
entlanggegondelt kamen.
Vornweg ein Spielmannszug verteilt auf zwei Drachenboote. Die jungen Leute spielten synchron, eine beeindruckende Leistung! Beim „Original“ vor 300 Jahren musizierte übrigens die Staatskapelle, der war das diesmal wohl zu trivial.
Vornweg ein Spielmannszug verteilt auf zwei Drachenboote. Die jungen Leute spielten synchron, eine beeindruckende Leistung! Beim „Original“ vor 300 Jahren musizierte übrigens die Staatskapelle, der war das diesmal wohl zu trivial.
Das
Brautpaar, der König und die Kurfürstin samt Gefolge trafen ein.
Die Schauspieler und die Tanzbeinschwinger unterhielten das Publikum
mit viel Spaß und guter Laune. Zwischendurch wurde noch ein kleiner
Junge gefunden, der seinen Opa Klaus suchte. Und fast wäre Emme am
Abend ohne mich, sondern mit einem Kind nach Hause gegangen!
Nach
dem Programm begaben sich die Herrschaften wieder auf die Schiffe, um
weiter in Richtung Altstadt zu gondeln. Das Timing war perfekt, denn
beim Ablegen hatten sie nur acht Minuten Verspätung. Pünktlicher
als die Bahn!
Alle
waren glücklich, durchgeschwitzt und wankten in Richtung
Umkleidemöglichkeit.
Und
dann kam der Hammer: Die Schlösserverwaltung verlangte, daß alle
Rosenblüten, die für das Brautpaar gestreut worden waren, entfernt
wurden. Weil die Bauwerke dadurch kaputtgehen. Emme ging wutentbrannt
zur nächsten Pension, wo sie freundlicherweise einen Besen erhielt.
(Denn die Verwaltung verlangt zwar Sauberkeit, aber einen Besen hat
sie nicht. Oder stellt ihn nicht zur Verfügung. Könnte ja dreckig
werden.)
Jedenfalls
hat Emme dann bei 35°C im Schatten noch die Löwenkopfbastei
gereinigt. Und hat sie sauberer hinterlassen, als sie sie vorgefunden
hat. Und sie hat der Tante von der Schlösserverwaltung ein paar sehr
böse Worte übermitteln lassen.
Emme, Deine Worte waren wirklich unfein!
Stimmt,
Hase. Aber das macht in diesem Fall mal gar nichts. Mit anderen
Worten wäre nichts in den Köpfen angekommen. Wir haben dem
Schlösserland Sachsen mehrere hundert Besucher außer der Reihe
beschert. Und haben statt einem Dankeschön einen Ansch…ß
bekommen. Die sollen mal nachdenken, von wessen Steuergeldern ihre
Gehälter finanziert werden.
Und wie ging die Fahrt weiter?
Was
wir wissen: Die Wasserparade wurde auf ihrem weiteren Weg von einem
Dampfer begleitet.
In der Altstadt gingen die Hauptdarsteller an Land und fuhren mit Kutschen zum Altmarkt und zum Zwinger.
In der Altstadt gingen die Hauptdarsteller an Land und fuhren mit Kutschen zum Altmarkt und zum Zwinger.
Was
wir erzählt bekamen: Da war gar keine Braut dabei! (Wieso? In
Pillnitz ist sie auf jeden Fall abgefahren. Hatte sie sich wegen der
Hitze oder aus Verzweiflung ins Wasser gestürzt?) Des Rätsels
Lösung: Das Publikum hatte wahrscheinlich auf eine weißgewandete
Braut mit Spitzen und Schleier gewartet. Das trug man aber vor 300
Jahren nicht. Die „weiße“ Braut ist eine Erfindung des 20.
Jahrhunderts. Die Braut der Wasserparade trug rot. Natürlich hätte
das jemand dem Publikum erklären müssen. Nicht weil die Leute doof
sind, sondern niemand alles wissen kann. Aber an einen Moderator
haben die Veranstalter nicht gedacht. Oder er hätte Geld gekostet…
Emme,
jetzt ist es aber höchste Zeit, das wir „Danke!“ sagen!
Stimmt,
Hase.
Vielen Dank an die Hoftanzgesellschaft des Schlosses Friedrichsfelde für die tolle tänzerische Unterstützung!
Danke
an die Organisatoren des Lustgondelns in Pirna,
Pillnitz und auf dem Wasser!
Danke
an Sylvie für Fotoaufnahmen!
Danke
an Herrn Wenzel für ein schattiges Plätzchen und das
Zurverfügungstellen eines Besens.
Danke
an Opa Klaus für das Abholen des Kleinen. Sonst würde ich nicht
mehr die Hauptrolle in Emmes Leben spielen.
Danke
an Peter und Matthias vom Eisgarten Huß, die uns mit ihrem
Eiswägelchen vor dem absoluten Hitzekollaps bewahrten.
Danke
an Amrei und Jürgen von den Spielewelten, die uns eine
Umkleidemöglichkeit anboten.
Haben wir jemanden vergessen?
Wenn
uns nachträglich noch jemand einfällt, aktualisieren wir diesen/s
Post.
So und nun ist Schluß mit unserem Bericht vom Lustgondeln anno 1719.
Ahoi!
Euer
Hase
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