Diese
Ausstellung war in der Festung Senftenberg zu sehen, die unterhaltsam
zwischen Nostalgie und Wissensvermittlung schwankte. Einiges haben
wir wirklich nicht gewußt, andere Dinge schon völlig vergessen.
Wir
erfuhren einiges zur Gründung des „Reisebüros der DDR“, wohin
die Reisen gingen und auch, was sie kosteten.
Wie wärs mit einem Stickkurs in Bulgarien?
Ein Deja-vu war dieser Antrag auf eine Reise mit Jugendtourist, den hat Emme nur einmal gestellt.
Und nach ihrer Reise nach England war sie der Meinung, daß ihr nie, nie wieder so etwas zustehen würde. Andere sollten auch eine Chance haben.
Ein Deja-vu war dieser Antrag auf eine Reise mit Jugendtourist, den hat Emme nur einmal gestellt.
Und nach ihrer Reise nach England war sie der Meinung, daß ihr nie, nie wieder so etwas zustehen würde. Andere sollten auch eine Chance haben.
Emme,
Du warst aber bescheiden. Oder selbstlos?
Ich
weiß nicht, Hase. So habe ich halt gedacht. Außerdem war ich ja
dann bald junger Werktätiger. Da hätte ich dann mit dem FDGB
(Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) reisen können.
Der
FDGB-Feriendienst bot sehr preiswerte Reisen an. Man mußte nur eine
ergattern. Jeder größere Betrieb hatte ein Ferienheim oder eine
andere Erholungseinrichtung. Emme machte als Kind Urlaub auf dem
Campingplatz, denn die „Volksbildung Dresden-Mitte“ hatte drei
Zelte in Mecklenburg aufgebaut. Der Zeltplatz lag idyllisch irgendwo
in der Feldberger Seenlandschaft und schon damals gab es dahin keinen
öffentlichen Nahverkehr. Emme glaubt, daß die Familie mit dem
Pferdewagen irgendwie den Zeltplatz erreichte, aber genau weiß sie
das nicht mehr.
In
der Ausstellung konnte sie mir zeigen, was zu einer ordentlichen
Campingausrüstung gehörte. Hier war natürlich alles zu sehen, aber
Emme meinte, ihre Familie wäre mit weniger als einem Drittel dieses
Krams ausgekommen. Fernseher waren beim Camping eher verpönt, im
Urlaub sollte man doch im wahrsten Sinne des Wortes „abschalten“.
Schön
war auch die Abteilung über Kinderferienlager, daran hat Emme (fast)
nur gute Erinnerungen. Auch die Ferienlager wurden über die Betriebe
der Eltern organisiert. Später reiste Emme aufgrund ihrer
künstlerischen Ambitionen mit der Pionierorganisation. Dort erhielt
sie keine wenig politische Schulung. Erstens war keine Zeit wegen
Training und Proben und zweitens wollten alle in der Freizeit baden
gehen. Einmal sollte ein großer Appell stattfinden. Da entdeckten
einige Kinder im benachbarten Wäldchen Fundmunition, die
Bombenentschärfer kamen und alle Versammlungen fielen aus. Da war
auch niemand traurig.
Sehr
lustig fanden wir eine Vitrine über einen DDR-Urlaubs-Skandal. In
einer großen Wochenzeitung war eine Ferienwohnung inseriert worden.
Wer sich dort meldete, bekam ein hektographiertes(!) Merkblatt. Der
Besitzer wünschte sich von seinen Urlaubern, sich ungefähr
dreibTage am Ausbau des Hauses zu beteiligen. Er bevorzuge deshalb
Handwerker als Hausgäste. Nach bösen Leserzuschriften schritten die
Rechtsorgane ein. In einem Prozeß konnte man dem Mann nicht viel
nachweisen, er mußte nur die Steuern der ungenehmigten (und
unüberwachten) Vermietungen nachzahlen. Wie das Häuschen heute
aussieht, ist nicht bekannt.
Emme,
wir könnten ja mal hinfahren und Fotos machen!
Hase,
ja, könnten wir…
Ergänzt
wurde die Ausstellung durch dieses fetzige Faltboot, mit einem dieser
Bauart war auch Emme auf den Mecklenburger Seen unterwegs. Wer das
nötige Kleingeld und Erfahrung hatte, konnte es mit Motor und Segeln
aufpeppen. (Emme hat jemanden gefragt, der was davon versteht: der
Motor kostete 1200,- Mark.) Emme und ihr Bruder hatten nur Paddel und
das Boot war geliehen. Ging auch.
Warum
gibt es diese Ausstellung in Senftenberg? Hier sollte, wenn es nach
der Partei- und Staatsführung gegangen wäre, eine zweite Ostsee
entstehen. Die Tagebaulöcher nach der Braunkohlegewinnung werden ja
noch heute geflutet. Doch schon in den 70er und 80er Jahren
verbrachten die ersten Urlauber hier am Senftenberger See ihre
Ferien. Hundert Meter weiter wurde Kohle abgebaut. Hier ist das Zitat
von einer Urlaubskarte: „Hier ist es sehr schön, wenn nur der
Dreck nicht wäre!“
Eine
tolle Ausstellung mit viel Erinnerungswert. Und im Rahmenprogramm
konnte man in einer schönen Sommernacht eines der „Sieben Wunder
der DEFA“ genießen:
Ich
wünsche allen einen schönen Urlaub!
Euer
Hase
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen