Schon wieder Museum, es war Finissage im Stadtmuseum. Wir hatten vor 11/2 Jahren den tollen Vortrag von Herrn Dr. Starke und etwas über die Planung einer Tabak-Ausstellung gehört.
Das Thema ist ja völlig politisch unkorrekt. Aber die Tabak- und Zigarettenindustrie prägte am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur die Dresdener Arbeitswelt, sondern auch das Stadtbild. So schön können Werkshallen aussehen:
Das ist das 3D-Modell der Yenidse, zum Anfassen vor allem für Sehbehinderte.
Zu Beginn der Ausstellung sieht man ein Foto von 1905. Wahrscheinlich zeigt die Abbildung Gewerkschafter, ein Foto aus dem großen Ausstand der Zigarettenarbeiter. Die junge Frau (obere Reihe, 3. von links) ist Emmes Uroma Anna.
In Kürze ihr Werdegang in der Zigarettenindustrie: Kartonagenarbeiterin, Streikführerin, Entlassung, Schwarze Liste, Heirat mit Namenswechsel, Wiedereinstellung in einer anderen Abteilung, noch viele Jahre später gabs zum Geburtstag Präsente für die langjährige Mitarbeiterin.
Durch die Industrialisierung wurde aus dem Luxusprodukt Tabak der Massenkonsum- und Markenartikel Zigarette. Zur Werbung gab es die verschiedensten Dinge, die bis heute Sammlerobjekte sind. Deshalb war auch entsprechend viel in der Ausstellung zu sehen.
Emme gefiel dieser Herr Indianer sehr gut. Aufgestellt wurde er zu den Olympischen Spielen (!) 1936 in Berlin. Er enthielt ein gasbetriebenes Feuerzeug.
Die Markenentwicklung konnten wir anhand der Ausstellungsstücke gut verfolgen. An der Zigarettensorte konnte man sehen, wie das Gegenüber politisch orientiert war,
Übliche Beigaben waren in den Zigarettenschachteln die bekannten Sammelbilder. Neu waren uns die Stickbilder
und Märchenbücher (!). Es gab auch witzige Zigarettenkistchen.
In der Abteilung Accessoires fanden wir Aschenbecher.
Wer kennt noch dieses Ding?
Um seinen Gästen stilvoll Zigaretten anzubieten, gab es einst Rauchergarnituren:
Natürlich muß in einer Tabak-Ausstellung auf die Gesundheitsgefahren hingewiesen werden. 1920 sah das so aus:
Dann gab es in den 90er Jahren lustige Plakate, die zeigen sollten, wie sexy Nichtraucher aussehen.
Zum Schluß erfuhren wir noch eine spannende Geschichte. Warum hieß das Stadion der BSG (Betriebssportgemeinschaft) Empor Tabak „Stadion der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“? Hier konnten wir es erfahren.
Auf alle Fälle war das eine superspannende und vielseitige Sonderausstellung im Stadtmuseum. Viele Einwohner Dresdens haben oder hatten irgendeinen Bezug zur Zigarettenindustrie, sei es familiär, durch die Arbeitsstelle oder den Sport. (Verbraucher gibt es natürlich auch.)
Wir haben viel gelernt und uns gleichzeitig prächtig amüsiert.Gute Kombi!
Euer Hase
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