Auch diese/r Post ist etwas museumslastig, aber es endeten Anfang August viele Ausstellungen, die gar nicht richtig begonnen haben.
Das pick-nick war eine Schnellgaststätte am Fučikplatz (jetzt wieder Straßburger Platz) in Dresden. Preisstufe I. Entsprechend niedrig waren die Preise. Hier fand man ganz normales Publikum, die Studenten der gegenüberliegenden Musikhochschule und auch etwas eigenartige Menschen. Emme war da als Kind genau einmal drin, obwohl sie Schnellgaststätten liebte. Und damals gabs auch nichts zu essen, sondern sie kaufte etwas an der Süßwarentheke.
In den 60er Jahren waren sowohl die Außen- als auch die Innenarchitektur revolutionär. Die Idee des Selbstbedienungssystems sowieso. Es fehlte eine bessere Entlohnung für das Personal. Da alles an der Kasse bezahlt wurde, gab es kein Trinkgeld mehr. Die Löhne in der Gastronomie waren lächerlich. Es wurde vorausgesetzt, daß die Mitarbeiter Trinkgeld erhielten. Außerdem fehlten dem Gebäude ausreichende Lagermöglichkeiten für Lebensmittel und bauliche Pflege. Diese Mischung aus eigenartigen Gästen, schlecht entlohntem Personal und „Hygieneproblem“ brachte der Gaststätte im Volksmund den Namen „Dreckscher Löffel“ ein.
Nach der Wende wechselte die Nutzung. Hier war: ein Bistro, Leerstand, ein Küchenstudio, Leerstand, ein Raum für Urban-Art-Kurse, alles Mögliche. Es gab die Idee, ein Zentrum der Ostmoderne zu errichten. Das wurde verworfen. Die Immobilie liegt zentral und wir wollen gar nicht wissen, welche Haie begehrliche Blicke auf diesen attraktiven Baugrund geworfen haben. Nur das einst revolutionäre Gebäude mußte noch weg. Der Denkmalsschutz sagte auch ja, nun wird in Kürze tatsächlich abgerissen.
Die Mitarbeiter des Stadtmuseums gaben kurz vor Toresschluß Gas und gestalteten eine Pop-up-Ausstellung. Im „Dreckschen Löffel“. Man durfte also noch einmal in diese Halbruine reingehen und die Reste von dem sehen, was war. Dazu die Ideen von dem, was hätte draus werden können. Und die Baupläne von dem, was wird.
Was war? Eine Theke mit Hellerauer Einbaumöbeln. So gediegen, daß sie noch nach 70 Jahren unkaputtbar ist.
Alte Fotos. Ein Interview mit dem Architekten Günter Gruner. Speisekarten.
Kein Frischfisch, kein Hase! |
Zahlbons.
Was hätte werden können? Durchdachte und spannende Entwürfe von Architekturstudenten. Unter Einbeziehung des alten Gebäudes. Zentrum der Ostmoderne, politisch unerwünscht. Schade.
Was wird? Ein Wohnhaus mit Glasseite nach Süden. Die Architekten haben wahrscheinlich ein Haus auf dem Land und noch nichts von der Erwärmung in den Städten gemerkt. Statt Dachgarten Beete. (Zum Mieten? Ein Beet pro Wohnung?) Gesamtwertung: 0-8-15. Nicht schlecht, nicht gut. Unbezahlbar für normalverdienende Käufer oder Mieter. In zehn Jahren ist der pick-nick-Streit sowieso vergessen.
Wir fragten den Museumsmitarbeiter, wie andere
Besucher auf die Ausstellung reagierten. Von Staunen bis Tränen in den Augen
war alles dabei. Alles auf Abschied. Danke ans Stadtmuseum.
Der Sieger schreibt die Geschichte.
Euer Hase
Sehr traurig. Ich kenne dieses Gebäude zwar nicht, aber andere, die modernen Bauten weichen mussten.
AntwortenLöschenSchön, dass ihr nochmal drüber berichtet habt.
LG von TAC