Samstag, 28. November 2020

Schmetterlinge ohne Naht auf dem Bauch

Das Schmetterlingskleid fand Emme in einer Kiste. Von wem es stammt, verliert sich im Dunkel der Vergangenheit. Bestimmt hat sie es geschenkt bekommen, um es bei Patchworkarbeiten zu verwenden. Der Stoff ist dafür leider nicht ganz so geeignet, aber zum Wegwerfen war es Emme auch zu schade.

Das Kleid ist ganz im Stil der Neunziger, hat Prinzeßnähte am Vorder- und Rückteil (toll!) und eine durchgehende Knopfleiste (nicht so toll!).

Jetzt hatte Emme die Idee, aus dem Kleid einen Overall zu machen. Die sind seit dem letzten Jahr unter dem Namen Jumpsuit sehr modern. Vor mehr als dreißig Jahren hatte Emme einen türkisfarbenen, den sie trug, bis er auseinanderfiel. 

Foto: Saskias Mutter

Und eigentlich wollte Emme nicht nochmal etwas nähen, das sie schon einmal hatte. Eher probehalber sollte sich das Schmetterlingskleid in einen Jumpsuit verwandeln.

Emme wusch und bügelte das Teilchen. Die Idee war, einfach mit zwei Nähten aus dem Rockteil zwei Beine zu machen. Hier wird das im weltweiten Informationsnetz gezeigt. Aber: Um auf diese Art aus einem Rock eine Hose zu zaubern, braucht man sehr, sehr viel Stoff und muß superschlank sein. Oder nur für Fotos dastehen, sich aber nicht bewegen. Eine Hose braucht einen anderen Schnitt.

Emme verwarf ihre Overall-Idee  und machte aus dem Kleid ein Kleid.

Erstens: Knöpfe ab! (Weil Emme Knöpfe nicht leiden kann.) Dann nähte sie die vordere Mitte zusammen. Um keine Naht auf dem Bauch zu haben, drehte Emme das Kleid einfach um. Die Rückseite ist nun die Voerderseite, das paßte auch.

Zweitens: Um das Kleid anziehen zu können –die Verschlußleiste ist ja weg- griff Emme wieder mal zu einem Lieblingsteil, dem Reißverschluß.

Das Einnähen an der Seite hatte sie schon beim blauen Kleid geübt. Beim Schmetterlingskleid mußten die Seitennähte dazu verstärkt werden, dazu nutzte Emme die abgeschnittene Knopfleiste.

Drittens: Der Halsausschnitt mußte noch vergrößert werden. Emme schnitt einfach beim neuen Vorderteil was weg und nähte neu um. Das ist nicht perfekt geworden, aber das vertanzt sich…

Fertig! Fertig?

Nach den doch Änderungen stand Emme vor dem Spiegel und ihr gefiel schon, was sie da sah. Trotzdem erschien ihr das Kleid zu wenig flatterig.

Viertens: Emme kürzte das Kleid um 15 Zentimeter. Sie säumte gleich mit der Nähmaschine, das ging schon mal in diesem Fall…

Die neue Vorderseite
Die neue Rückseite

Am Anfang des Projekts dachte Emme, daß sie mit zwei Nähten und einem Schnitt fix fertig sein könnte. Nun war alles viel aufwändiger als gedacht: viele Überlegungen, Proben, Reißverschluß raussuchen, mehr als zwei Nähte und viel Bügeln.

Aber das Schmetterlingskleid ist lustig geworden. Wenn es im nächsten Sommer wieder heiß wird, braucht Emme unendlich viele Kleider.

Zum Schluß wünschen wir Euch allen: Nicht nur Schmetterlinge auf, sondern im Bauch!

Euer Hase

Donnerstag, 26. November 2020

Karibik-Kleid verschlimmbessert

Das Karibik-Kleid mit dem mondänen Muster hat Emme vor über fünf Jahren verwandelt. Damit hat sie nicht nur in Dresden, sondern auch in Spanien, in Albanien und in Ägypten getanzt. Nach dieser langen Zeit befand Emme, daß dem Kleid ein paar fluffige Ärmel stehen würden.


Am „Urkleid“ hatte Emme die eigenartigen Rüschen abgetrennt und aus einer Kopfschmuck gebastelt. Die zweite Rüsche fand sie neulich in der Restekiste in der Abteilung „Dünne Stoffe“.


Die Rüsche war aus zwei Teilen ganz exakt zusammengenäht. Emme trennte die Naht auf und zackelte ab.


Je ein Teil nähte sie in die Armlöcher, die spitze Seite nach vorn, die breite nach hinten. Danach folgte die Anprobe. Emme wollte eventuell die breiten Ärmel hinten verschmälern. Sie wurde positiv überrascht und es bestätigte sich, daß unkonventionelle Methoden richtig sein können: Die Ärmelchen flattern hinten sehr fluffig herum.


Und erinnern an Hermi(o)ne Grangers Ballkleid. Das ist doch mal was im Ganzen!


Und nun hoffen wir auf viele durchtanzte Nächte im nächsten Jahr!

Euer Hase

Dienstag, 24. November 2020

Ein Tag in Quedlinburg

Oh, wie schön war es doch zu Kaisers Zeiten! Das hört man oft. Und hängt auch davon ab, von welchem Kaiser man gerade spricht.


Als Heinrich der Vogler auf dem Finkenherd saß, Vögel fing und nebenbei erfuhr, daß er Deutscher Kaiser werden sollte, gab es hier nichts. Wälder, Berge und wilde Tiere- die Stadt Quedlinburg mußte erst entstehen. Heutzutage ist sie eine Stadt mit wechselvoller Geschichte und Fachwerkhäusern aus acht Jahrhunderten. Und wahrscheinlich schöner, als sie jemals war.

 

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die Stiftskirche, wird gerade renoviert. Macht nichts, man kann sie trotzdem -mit Einschränkungen- besichtigen. Die Kapitelle der Säulen sind wunderbar verziert, tausendfach verschlungene Knoten, eigenartige Pflanzen und seltsames Getier: eine Fundgrube an Mustern und Ideen.

Wir lernten natürlich auch etwas: In der Krypta gibt es die Grablege Heinrich des Voglers gar nicht mehr. Die war der Anlaß des Baus der Stiftskirche. Der Sarkophag ist halt in den letzten tausend Jahres irgendwie weggekommen…Kann doch mal passieren!

Natürlich schauten wir uns den Domschatz an. Die neueste Geschichte des Domschatzes ist wirklich spannend, vor dreißig Jahren gab es ein großes, Kontinente übergreifendes Tam-Tam. Nicht alle haben das mitbekommen, weil sie damals einfach andere Sorgen hatten. Deshalb kann man die Geschichte hier nachlesen.

In den Schatzkammern ist das Fotografieren verboten. Dies ist ein Bild vom Bild:

Ja, die Heilige Corona hat es wohl tatsächlich gegeben. Sie ist die Schutzheilige gegen Tierseuchen. Leider kann man die Darstellung der Corona auf dem Schrein nicht sehen, denn diese Seite steht an der Wand.  (Bauarbeiten!)

Die Schatzkammer beinhaltet auch ganz kleine Objekte, die teils nur noch als Fragmente existieren. Ein kleines, stoffbezogenes Kistchen wirkt sehr modern, das könnte man heute genauso produzieren und an den Mann/ die Frau bringen. Vielleicht bastelt es Emme bei Gelegenheit mal nach…

Es gab noch viele inspirierende Dinge, die man sich alle gar nicht merken konnte. Hoffentlich ist es uns bald möglich, einen Katalog des Quedlinburger Domschatzes mit guten Abbildungen aufzutreiben.

Nach so viel Bildung spazierten wir durch die Stadt und versuchten, Touristen-Ansammlungen zu vermeiden. Wir bekamen sogar auf dem Marktplatz etwas zu essen. Natürlich im Freien.


Die Fachwerkhäuser erstrahlen in neuem Glanz, es ist unmöglich, die ganze Vielfalt zu erfassen.

Der Roland steht wieder vor dem Rathaus.

Wer Souvenirs braucht, kann Quedlinburger Sterne oder Sämereien erstehen, das sind sinnvolle Mitbringsel. Daneben gibt es natürlich auch den üblichen Touristen-Nepp. Das darf natürlich jeder nach eigenem Geschmack entscheiden.

Wir haben einen schönen und lehrreichen Tag in Quedlinburg verbracht. Auf einer Stadtführung hätten wir vielleicht noch mehr erfahren, aber wir können ja wiederkommen. Und werden auf jeden Fall einen Kaffee in der ehemaligen Freimaurerloge trinken. Die haben wir nämlich verpaßt/ zu spät entdeckt/ übersehen.

Was habt Ihr entdeckt?

Euer Hase

Verlinkt mit der Sammlung „Städtereisen“ bei Hummelellis Plapperkasten

Sonntag, 22. November 2020

Jahresurlaub unter erschwerten Bedingungen

Ja, wir sind gereist! Es war super! Quartiersuche! Fahrpläne studieren! Koffer packen! Endlich raus!

Wir landeten in der Mitte Deutschlands, im Harz. Fast alle Übernachtungsmöglichkeiten waren ausgebucht und wir fanden nur mit viel Glück ein Dach über dem Kopf. Und das war groß, bequem und sehr, sehr schön.

Der Harz ist unserer Meinung nach das schroffeste und unlieblichste Mittelgebirge Deutschlands. Wanderer sollten auf jede Wetterlage vorbereitet sein. 

Rein entfernungsmäßig liegt alles nah beeinander. Aber auf diesen Strecken gibt es tiefe Täler, Schluchten, Berge und Felsen.

 

Wir erwischten eine Schönwetterphase, genossen Ausblicke weit ins Land und tief ins Bodetal hinein.

 

Wir lasen verschiedene Varianten der Sage von der Roßtrappe und überlegten, in welcher Klassenstufe wir sie im Deutschunterricht gelesen haben. Und ob das heute noch immer so ist…

Wir schlüpften heimlich ins Bergtheater Thale. Das soll für zwei bis drei Jahre geschlossen werden, weil es nach mehr als hundert Sommerspielzeiten saniert werden muß.

An touristischen Hotspots muß jeder Besucher mit Rummel rechnen. Dort findet man weder Natur noch Ruhe. Aber jeder hat die Chance, ins nächste Tal abzubiegen und die Einsamkeit zu genießen.

In Thale fanden wir einen lustigen Spielplatz mit Hexenladen. Froschaugen gibts unter dem Ladentisch...

Klar, Emme wäre lieber im Roten Meer geschnorchelt und hätte Nemo gesucht. Oder wäre gern durch Rom geschlendert. Oder hätte Nordspanien durcheinander gebracht. Oder wäre auf den Machu Picchu gestiegen. Konjunktive helfen leider nicht.

Trotzdem: Wir haben einen tollen Urlaub in Deutschland gehabt, uns gut erholt und freuen uns aufs nächste Jahr!

Euer Hase

Freitag, 20. November 2020

Das blaue Kleid

Dieses Kleid hing auf der Ausverkaufs-Kleiderstange im Zweite-Hand-Kleiderladen. Spottbillig.

 

Das Kleid paßte sofort. Das Problem ist der lange Reißverschluß am Rücken. Wenn nämlich nur ein Partner mit Hasenpfötchen im Haus ist, erweist sich das Schließen am Rücken eine herausfordernde gymnastische Übung oder schlicht und ergreifend nicht möglich.

Deshalb wollte Emme den Reißverschluß vom Rücken an die Seite verlegen. Dazu bekam sie einen guten Rat ihres alten Mütterleins: „Laß den Reißverschluß am Rücken einfach so. Nähe einen zusätzlichen an der Seite an! Da gibt es keine bösen Überraschungen.“ Ausnahmsweise nahm Emme diesen Ratschlag an.

In den Seitennähten gab es genug Nahtzugabe, um einen Reißverschluß anzubringen. Einen farblich passenden fand Emme in den unergründlichen Tiefen der Ersatzteilkiste, in der alles aufbewahrt wird, was sich wiederverwerten läßt.

Los gings, Seite markieren und ein minibißchen Rechnen, in welcher Höhe der Reißverschluß eingesetzt werden soll. (Zitat Mutter: „ Seitliche Reißverschlüsse sollten ungefähr 25 Zentimeter unterhalb der Taille beginnen.“ -Danke!)

Emme trennte die Seitennaht auf und steckte den Reißverschluß an. Heften? Ach nö, das wird völlig überbewertet! Nochmal eine Anprobe? Ach nö, das wird auch völlig überbewertet. Oder doch? Emme hatte ein eigenartiges Gefühl, und Ihr könnt Euch denken, was passiert ist: Sie hatte die falsche Seitennaht aufgetrennt. Toll!

Alles auf Anfang: Emme nähte die rechte Seitennaht wieder zu und trennte links auf. Dabei fand sie tatsächlich die Markierung. Das Einnähen des Reißverschlusses klappte gut und Emme hat nach Irrungen und Wirrungen ein neues tragbares und anziehbares Kleid für „halbfeine“ Gelegenheiten.

Emme überlegte noch, unter welchem Label dieser Beitrag erscheinen soll. Ein Refashion-Projekt war das nicht wirklich und genäht war auch schon alles. Wir eröffnen die Rubrik „Verschlimmbesserungen“, es kommen nämlich noch neue Sachen dazu.

Näht Ihr noch? Oder verschlimmbessert Ihr schon?

Euer Hase

Mittwoch, 18. November 2020

Ein neuer grauer Fummel

Ein sehr ähnliches Projekt hat Emme hier gezeigt.

Im Zweite-Hand-Kleiderladen hing dieser einsame graue Pullover, den Emme eher aus Mitleid mitnahm. An der Frontseite waren Glitzersteinchen angenäht, die normalerweise sehr viel Geld kosten.


So richtig kann Emme die Entscheidung der Designer nicht verstehen. Die Materialien passen nicht zusammen. Die Glitzersteine ziehen am Stoff Fäden und das Gewicht ließ den Ausschnitt ausnuddeln und unförmig erscheinen. Rein farblich (gelbliche Steine auf graumeliertem Grund) war das auch kein Highlight. Emme überlegt, ob wir hier im Blog eine Rubrik „Designer Fails“ aufmachen. Es war kein Wunder, das dieses Teilchen bei der Vorbesitzerin aussortiert wurde.


Emme löste vorsichtig die Straßsteine ab, die sie an einer anderen Stelle wiederverwerten möchte. Noch schwieriger war die Entfernung der Fäden.


Dann markierte Emme die Mitte und zackelte den Stoff rechts und links daneben ab. Dann schnitt sie die Mitte auf.

Um die Kanten zu versäubern, benutzte Emme Satinbänder.


Fertig ist der neue kleine graue Fummel. So etwas kann Emme immer gebrauchen.Im Winter friert sie nicht so sehr und im Sommer hat sie ein kleines Strickjäckchen.


Mit welchem Kleidungsstück habt Ihr Mitleid?

Euer Hase

Dienstag, 10. November 2020

Stich für Stich ans Ziel


ist eine Linkparty bei Doris. Dort kann man am Monatsanfang zeigen, was sich in den vergangenen Wochen bei den Langzeitprojekten getan hat.

Die Samtdecke hat Emme Anfang Oktober gezeigt. Damals war sie zum Zeigetermin nicht fertig geworden. Inzwischen hat Emme weitergestichelt. Der halbe Rand ist fertiggestellt


und am Außenrand fehlen noch ein paar Stiche und drei Ecken.


Dann muß Emme nur noch die Einfassung nähen. Dafür hat sie schon ein Stück Stoff aus den unendlichen Tiefen ihrer Stoffkisten herausgesucht.

Und ein Hasenlabel muß auf die Rückseite!

Klar, Hase.

Die Linkparty ist eine gute Motivation dranzubleiben. Vielleicht schafft es Emme noch in diesem Jahr, das Projekt „Für die Katzen der Frau Ahavzi“ abzuschließen.

Viel Spaß beim Sticheln!

Euer Hase

Verlinkt bei „Stich für Stich ans Ziel“