Sonntag, 29. Oktober 2017

Die Farben Marokkos – Teil I : Kontraste




Die große Reise dieses Jahres führte uns nach Marokko. Fachkundig geführt von Mohammed, lernten wir (fast) das ganze Land kennen. Und weil uns seine Vorträge so gut gefielen, zitieren wir unseren Reiseleiter: „Marokko ist ein Land der Kontraste.“
Wo es Wasser gibt, wächst alles, was man sich denken kann. Jeder sollte sparsam mit Wasser umgehen.
Plastetüten sind seit zwei Jahren verboten und siehe da: Es liegt (und fliegt) kaum noch Müll rum.
Die Menschen sind wohlgenährter als in Westafrika. Natürlich gibt es hier –wie überall- wohlhabende Menschen und daneben arme Schlucker. Richtige Not und großes Elend haben wir nicht gesehen.
Die Mädchen tragen weiße Kittel als Schuluniformen. Das sieht aus, als würden viele kleine Krankenschwestern in die Schule gehen.


Polizei und Armee sind überall präsent. Der Tourismus wird massiv gefördert. Hier können Wanderer, Bergsteiger, Surfer, Film-Freaks, Städtereisende und Kunst- und Kulturverrückte glücklich werden.
Eine Reise in den Orient von Tausendundeiner Nacht, aber eigenartigerweise liegt  dieser Orient fast 3000 Kilometer südwestlich von uns.





 


Es folgt die nächste Episode von „Die Farben Marokkos- Schwarz“.
Euer Hase

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Auf halbem Wege



zwischen Ost und West uns zwischen Nord und Süd liegt (jetzt wieder) mitten in Deutschland Halberstadt.
Emme verbrachte hier ein paar Jahre ihres Lebens. Das war noch zu der Zeit, als man vom Staat dorthin geschickt wurde, wo man gebraucht wurde. Oder wohin man abgeschoben wurde. Für Emme hieß das: Ab in die Pampa! 15 Kilometer vor der Grenze war die Überwachung so intensiv, da konnte sie keinen Unfug anstellen. So kam sie in eine Stadt, der man noch in den Achtzigerjahren die schweren Bombenangriffe im April 1945 und vierzig Jahre systematischer Vernachlässigung durch die sozialistischen Behörden ansah.
Heutzutage versucht man, mit mehr oder minder Erfolg, Halberstadt aufzuwerten. Der Domplatz liegt verlassen wie eh und je, aber es gibt dort nun ein Café.


Zwei steinerne Herren betrachten den Dom.

Daniel Priese: "Zwei Herren in Betrachtung de Domes"




Es gibt einen Kunstautomaten.


Der Roland steht wieder auf dem Markt, jetzt kann man seine Größe bewundern.


Die Ratslaube wurde durch Spendengelder wieder aufgebaut.


Alles schön. Alles gut. Trotz besten Wetters und Wochenende war überall tote Hose. Wenn man bedenkt, daß die Stadt und der Dom über 1000 Jahre alt sind, daß sich hier der zweitgrößte Domschatz der Welt befindet, daß das Taufbecken in jedem Kunsterziehungsbuch Europas abgebildet ist, daß es noch fünf kunsthistorisch wertvolle Kirchen in der Stadt gibt 

Liebfrauenkirche
St. Martini

und daß im Gleimhaus eine der größten noch erhaltenen Korrespondenzen des 18. Jahrhunderts „rumliegt“, müßten sich die Besucher hier auf die Füße treten und die Ausflugsbusse pausenlos weitere Ladungen abkippen. Naja, vielleicht brauchen die Halberstädter keine Touristen.
Wir fanden auf jeden Fall eine schöne Unterkunft bei Kerstin und Holger, besichtigten deren neues Haus, genossen den Brockenblick und Emme bewunderte die Pläne für den Garten. Wir feierten eine lustige Sangria-Party und trafen alte und neue Bekannte.


Unser Einzugsgeschenk ist nicht fertig geworden. Das wird sobald wie möglich zurechtgemacht und nach Halberstadt geschickt. Dann zeigen wir es auch im weltweiten Netz.

Emme, fahren wir da mal wieder hin?
Klar, Hase. Die Einladung für unseren nächsten Besuch ist schon angekommen.

Da freue ich mich drauf!
Euer Hase

Montag, 23. Oktober 2017

Jane Austen, Downtown Abbey oder doch Unverfroren?



Es war einmal ein Abendkleid im Empire-Stil. Es hing im TK Maxx und kostete wenig Geld. Am Etikett stand eine Riesen-Größe. Die Verarbeitung war hervorragend, nur der Reißverschluß am Rücken gab nach zweimaliger Benutzung auf. Der silbrig schimmernde Seidenrock raschelte herrlich, und dazu gab es noch einen am Rand bestickten Schal aus Tüll. Niemand kaufte das Kleid. Da erbarmte sich Emme und nahm es mit nach Hause.
Emmes Mutter trennte den raschelnden Rock ab. Der war so lang und umfangreich, daß Emme ihn mit Hüftpolstern als Barockrock tragen kann.


Das kurze, mit Perlen bestickte Oberteil blieb erst einmal liegen. Dann kam die geheimnisvolle Einladung zum Fest von Dankelmanns, bei dem jeder in einer Robe der Epoche seiner Wahl erscheinen soll. Da fiel Emme das bestickte Teil ein. Ihre Idee war, daraus ein „falsches“ Jane-Austen-Kleid zu machen.


Nun probierte Emme das Oberteil zum ersten Mal an. Es paßte gerade so. Obwohl sie drei Konfektionsgrößen kleiner trägt, als das Etikett auswies. Der Reißverschluß war wahrscheinlich kaputt, weil etwas kräftigere Damen vergebens dieses Kleid anprobiert hatten. Und deshalb hat niemand das Kleid gekauft!
Diesmal fand sie nichts in der weißen Wunderkiste und Emme kaufte einen neuen, farblich passenden Reißverschluß. Mit viel Geduld und Spucke trennte Emme eine Seitennaht auf, um den Reißverschluß an die Seite zu verlegen. Die rückwärtige Naht schloß sie. Nun kann sie sich ohne Verrenkungen allein anziehen.
Einen neuen Rock fertigte Emme aus drei Bahnen Gardinenstoff, die sie aus Hamburg gespendet bekommen hatte. Vielen Dank! Darüber blauer Organza. 


Für einen flachen Bauch wurde der Rock vorn fein in Falten gelegt und hinten gerüscht. Sozusagen: VOFAHIRÜ. Der Tüllschal wurde in der Taille und in den Seitennähten mitgefaßt, sodaß Bögen entstanden.
Das Kleid war ursprünglich trägerlos. Emme nähte Träger aus einem Reststück Baumwolle. Der Stoff für die Ärmel stammt vom Original-Kleid, das war ein Stück vom Unterrock. Auch die Ärmel wurden mit Organza gedoppelt.


Nun begannen diverse Versuche: Armel an den Trägern fälteln? Oder rüschen? Kleine Puffärmel daraus machen oder Gummi einziehen? Das dauerte alles ewig, aber dann waren sie fertig: an die Träger genähte Ärmel mit Falten. Ein Zierstich am Saum.
Das Kleid war nun bis auf wenige Dinge fertig. Die Rocklänge wurde festgelegt. Emme entschied sich für Bögen am Saum.
Emme schaute sich ihr Werk an

 























und stellte fest: Das ist kein Empire-Kleid und auch kein falsches. Es ähnelt eher einem Kleid aus Downtown Abbey.

Quelle

Oder Mata Hari. Oder der Eiskönigin.

Quelle
Quelle

Vom Ursprungskleid ist kein Fitzelchen mehr vorhanden.
Schick ist es geworden. Für einen Appel und ein Ei ist aus dem Ganzen ein Stück historisches Kostüm und ein historisch angehauchtes Abendkleid geworden.

Foto: Bernd

Wenn das nichts ist!
Euer Hase