Montag, 23. Oktober 2017

Jane Austen, Downtown Abbey oder doch Unverfroren?



Es war einmal ein Abendkleid im Empire-Stil. Es hing im TK Maxx und kostete wenig Geld. Am Etikett stand eine Riesen-Größe. Die Verarbeitung war hervorragend, nur der Reißverschluß am Rücken gab nach zweimaliger Benutzung auf. Der silbrig schimmernde Seidenrock raschelte herrlich, und dazu gab es noch einen am Rand bestickten Schal aus Tüll. Niemand kaufte das Kleid. Da erbarmte sich Emme und nahm es mit nach Hause.
Emmes Mutter trennte den raschelnden Rock ab. Der war so lang und umfangreich, daß Emme ihn mit Hüftpolstern als Barockrock tragen kann.


Das kurze, mit Perlen bestickte Oberteil blieb erst einmal liegen. Dann kam die geheimnisvolle Einladung zum Fest von Dankelmanns, bei dem jeder in einer Robe der Epoche seiner Wahl erscheinen soll. Da fiel Emme das bestickte Teil ein. Ihre Idee war, daraus ein „falsches“ Jane-Austen-Kleid zu machen.


Nun probierte Emme das Oberteil zum ersten Mal an. Es paßte gerade so. Obwohl sie drei Konfektionsgrößen kleiner trägt, als das Etikett auswies. Der Reißverschluß war wahrscheinlich kaputt, weil etwas kräftigere Damen vergebens dieses Kleid anprobiert hatten. Und deshalb hat niemand das Kleid gekauft!
Diesmal fand sie nichts in der weißen Wunderkiste und Emme kaufte einen neuen, farblich passenden Reißverschluß. Mit viel Geduld und Spucke trennte Emme eine Seitennaht auf, um den Reißverschluß an die Seite zu verlegen. Die rückwärtige Naht schloß sie. Nun kann sie sich ohne Verrenkungen allein anziehen.
Einen neuen Rock fertigte Emme aus drei Bahnen Gardinenstoff, die sie aus Hamburg gespendet bekommen hatte. Vielen Dank! Darüber blauer Organza. 


Für einen flachen Bauch wurde der Rock vorn fein in Falten gelegt und hinten gerüscht. Sozusagen: VOFAHIRÜ. Der Tüllschal wurde in der Taille und in den Seitennähten mitgefaßt, sodaß Bögen entstanden.
Das Kleid war ursprünglich trägerlos. Emme nähte Träger aus einem Reststück Baumwolle. Der Stoff für die Ärmel stammt vom Original-Kleid, das war ein Stück vom Unterrock. Auch die Ärmel wurden mit Organza gedoppelt.


Nun begannen diverse Versuche: Armel an den Trägern fälteln? Oder rüschen? Kleine Puffärmel daraus machen oder Gummi einziehen? Das dauerte alles ewig, aber dann waren sie fertig: an die Träger genähte Ärmel mit Falten. Ein Zierstich am Saum.
Das Kleid war nun bis auf wenige Dinge fertig. Die Rocklänge wurde festgelegt. Emme entschied sich für Bögen am Saum.
Emme schaute sich ihr Werk an

 























und stellte fest: Das ist kein Empire-Kleid und auch kein falsches. Es ähnelt eher einem Kleid aus Downtown Abbey.

Quelle

Oder Mata Hari. Oder der Eiskönigin.

Quelle
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Vom Ursprungskleid ist kein Fitzelchen mehr vorhanden.
Schick ist es geworden. Für einen Appel und ein Ei ist aus dem Ganzen ein Stück historisches Kostüm und ein historisch angehauchtes Abendkleid geworden.

Foto: Bernd

Wenn das nichts ist!
Euer Hase

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