Dieses Jahr stritten sich die Ämter- welches Amt ist
für welche Genehmigung zuständig? Welches Amt hat mal freiwilligerweise wann
die Arbeit des anderen übernommen und schafft sie nun nicht mehr? Und vor
allem: warum? Fakt ist: die Stadtverwaltung wurde totgespart. Eine Umverteilung
der Ressorts vor einigen Jahren ergab, daß das Straßen- und Tiefbauamt für die
Genehmigungen bei Festen und für Straßenmusik zuständig ist. Wie auch immer ein
Tiefbauer über Straßenmusik entscheidet- er muß es wenigstens tun. Stattdessen
verfiel man im Straßen- und Tiefbauamt auf die „Mali“-Variante: erst mal nichts
tun, dann Tee trinken, viel reden, nichts tun, anderen die Schuld zuweisen,
nichts tun und sich am Ende wundern, warum ein Bürgerkrieg ausbricht. Der
Dresdner Bürgerkrieg wurde von den Zeitungen unterstützt, die Menschlein in den
Ämtern wurden wach und ließen ihre Teetassen fallen. Der Baubürgermeister nahm
seine Hanseln in der Öffentlichkeit in Schutz (und hoffentlich hats hinter
verschlossenen Türen ordentlich gekracht) und entschied selbst ein paar Dinge.
Deshalb konnte die BRN 2017 auch im Viertel auf der
Straße und nicht nur in den Kneipen stattfinden. Irgendwie ist es schon
erstaunlich, wie es der Stadt Dresden immer wieder gelingt, die Vorbereitungen
zur Bunten Republik zu boykottieren. Und welche Kreativität da an den Tag
gelegt wird! Würde mit dieser Kraft etwas Konstruktives vorangetrieben, hätten
wir seit 20 Jahren eine Brücke, einen Bahnhof, in dem Züge fahren, einen
Flughafen, von dem aus Flugzeuge fliegen, einen anständigen Busbahnhof, ein
Stella-Projekt, feuersichere Schulen und und und…Das wären paradiesische
Verhältnisse- aber dann müßten wir nicht aufs nächste Leben hoffen.
Fast paradiesisch erschien also die BRN 2017.
Entspannte Menschen, denn es fand nun doch was statt.
Dazu herrlicher
Sonnenschein und auch wir machten uns auf:
Bei Eduardo vom Café La Moka aßen wir Porchetta und Vegetarisches und übten
italienisch.
Wir schauten auf Flohmarkstände und Emme bekam von mir
einen Klaps auf die Finger, weil sie afrikanische Waxprints kaufen wollte-
absolutes Stoffkaufverbot!
Ich lernte Herrn Pingu aus Argentinien kennen. O Mann,
der ist weit gereist!
Wir hörten die Band „Widarsihtīg“, die mit viel Elan und Wut im
Bauch Musik macht,
tranken arabischen Kaffee
und Sangria und Tortilla española gabs auch.
Junge Frauen ließen sich mit Henna bemalen.
Die Magic City- Austellung hat Blüten getragen. Von
Schablonen-Malerei bis Paste- up war alles dabei.
Einige Ulknudeln haben Straßen umbenannt.
Und wer einem bestimmten Menschen schon mal richtig
einen in die Fr… hauen wollte, konnte das in der Böhmischen Straße tun.
Wir spielten Trou Madame, hier neuzeitlich mit
Schnips-/Weckgummi abgewandelt. Das hat Spaß gemacht!
Emme fand natürlich auch wieder einen Grund zum
Aufregen: Diese beiden Schilder standen nebeneinander:
Wir wissen ja alle, daß der arme Herr L. nichts dafür
kann, aber Kinder-Kirche-Alkohol sollten nun wirklich nicht zusammen gehören.
Waren wir die einzigen, die das bemerkt haben?
Wir bewunderten, wie die Häuser mit einfachen, aber
wirkungsvollen Dingen geschmückt wurden.
In der Sebnitzer Straße hatte es wohl eine
Kissenschlacht gegeben. Die haben wir verpaßt. Schade, Emme und ich hätten mit
großer Freude daran teilgenommen.
Es wurde Abend und die junge Generation übernahm das
Ruder. Wir waren geschafft und fuhren nach Hause.
Diesmal können wir gar nicht sagen, was das Schönste
war. Deko war toll, die Stimmung war gut und alle Kulinaria waren diesmal so
lecker präsentiert, daß wir ohne Selbstbeherrschung als dicke, fette Kullern
nach Hause gerollt wären!
Also: wenigstens Gewicht halten! Bis zum nächsten
Jahr!
Euer Hase
Nachtrag vom 18. 06. 2017
Die „Neustädter Schwafelrunde“, sozusagen das
Organisationskomitee der Bunten Republik Neustadt hat sich aufgelöst.
Begründung: Das Hauptanliegen, eine Partnerschaft mit dem federführenden Amt
der Stadtverwaltung auf Augenhöhe zu entwickeln, ist nicht erreicht worden.
(Quelle)
Wir gratulieren der Dresdner Stadtverwaltung zu diesem
Tiefschlag. Vor allem, weil in der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas die
Stadtteilkultur eine Hauptrolle spielen soll. Weiter so!
Hase und Emme
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