Sonntag, 26. September 2021

Auf dem Land

Tatsächlich gibt es Gegenden in Deutschland, da ist einfach nur Gegend. Ab und zu fährt man durch ein Dorf mit 100 Einwohnern. Abgehängt.

Einmal am Tag fährt ein Bus. Das ist der Schulbus, der fährt in den Ferien natürlich nicht. Und er fährt in die falsche Richtung. Zumindest nicht von Süd nach Nord, er fährt halt von Ost nach West. (Und nachmittags zurück.)

Internetz kann man nur an bestimmten Stellen empfangen. Nicht erschrecken, manchmal sitzt dann jemand etwas unmotiviert mit dem Schlepptopf in der Gegend herum.

Wenn bei Sturm ein Baum auf die Stromleitung fällt, ist eben Stromausfall. Das heißt aber auch: Irgendwann gibts kein Wasser mehr, weil die Wasserpumpe nicht mehr pumpt. Die grüne Pelletheizung brennt dann durch, weil sie nur elektronisch reguliert werden kann. In diesen Gegenden hat jeder ein Notstromaggregat, damit nicht alles zu Bruch geht. Das wird üblicherweise mit ungrünem Diesel betrieben.

Arbeit, Kindergarten, Schule, Arzt- alles da. In 10/20/30 Kilometer Entfernung. Komischerweise besitzt hier niemand ein Lastenfahrrad. Und wir stellen es uns so romantisch vor, wenn alle mit dem Lastenfahrrad im Schneesturm zur Schule und zur Arbeit fahren…

Im Übrigen: diese abgehängten Menschen sorgen dafür, daß wir unser täglich Brot und vielleicht auch ein bißchen mehr auf dem Teller haben.

Auf jeden Fall waren wir in so einer abgehängten Gegend zu einem Dorffest eingeladen. Ganz fein mit C-Kontaktliste und Desi vor dem Festzelt.

Lindthal liegt natürlich nicht mehr im Bezirk Cottbus, sondern im Landkreis Elbe-Elster im Süden Brandenburgs.

Die Männer des Dorfes legten sich ins Zeug und bauten einen Tag lang das Festzelt, den Tanzboden und die Biergarnituren auf. Daneben eine Kegelbahn fürs Wettkegeln.

Nachmittags gab es Kaffee und Kuchen für die Ü-80-Fraktion. Die Tombola-Lose waren am Abend restlos ausverkauft.

Emme, der Hauptgewinn war ein Reh. Was hätten wir damit gemacht?

Ich weiß nicht. Wahrscheinlich weiterverschenkt. Gut, daß wir nicht gewonnen haben.

Alle warteten mit guter Stimmung auf den Beginn des Tanzes. Als die Musik 20 Uhr losging, war binnen Sekunden die Tanzfläche voll. So viel Lebensfreude und Tanzwut sieht man selten. In den Tanzpausen wurden die Sieger des Wettkegelns gekürt und die beste Frau erhielt den Wanderpokal. Es gab einen Sketch des Heimatvereins und einen Beitrag der jungen Männer der Freiwilligen Feuerwehr.

Wir feierten die halbe Nacht und sagen:

Danke für dieses schöne Erlebnis! Wir haben viel gelernt und noch mehr Spaß gehabt!

Emme, fahren wir da wieder mal hin?

Natürlich, Hase.

Hoffentlich bis nächstes Jahr!

Euer Hase

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