Dienstag, 4. Juni 2019

Im April im Kino


In Dresden findet alljährlich das Filmfest statt. Alles dreht sich um Kurzfilme, es gibt einen Wettbewerb und jedermann kann sich in der Schauburg oder im Thalia eine Woche lang mit Kurzfilmen aus aller Welt berieseln lassen. Und sich seine eigene Meinung bilden.
Daneben gibt es seit fünf Jahren die Möglichkeit, am Neumarkt öffentliche Filmvorführungen an frischer Luft zu erleben.


Da wollten wir schon im letzten Jahr hingehen. Aber: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Wir suchten den gesamten Neustädter Markt nach Liegesesseln und Leinwand ab und fanden- nichts. Weil eben der korrekte Aufführungsort auf der anderen Elbseite lag, am Neumarkt. So kanns gehen, wenn man sich husch-husch aufmacht und nicht genau hinschaut.
In diesem Jahr waren wir richtig, dafür war es kalt und feucht. Emme und ich saßen zusammengekuschelt in der beginnenden Finsternis und schauten uns einige Kurzfilme an.


Es begann mit "H´Alte Zachen", einem israelischen Beitrag über Schrottsammler, die mit ihren Pferdewagen nicht mehr in die Städte fahren dürfen, keinen Führerschein haben und so ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Ein schöner Film mit richtigen Menschen, die Kamera kam ganz nah an die Gesichter heran. Ein offenes Ende. Und wir sind froh, daß wir uns am Strand treffen können, ohne eine schußsichere Weste anziehen zu müssen…
Die Regisseurin Roni Bahat wurde kurz interviewt, die Informationen waren sehr allgemein, da wären mir schon spannendere Fragen eingefallen. Zum Beispiel: Wovon eine Filmemacherin in Israel lebt und ob sie es als Frau in der Filmbranche schwerer hat als Männer. Oder leichter. Oder ob sie darüber noch nicht nachgedacht hat. Aber wir hatten den Eindruck, daß das Interview „lieb“ sein sollte und Probleme im Rahmen der Festivalstimmung nicht zur Sprache gebracht werden sollten.


Weiter gings im Programm. Kurzfilme können ja nur eine Mini-Geschichte erzählen, eine Stimmung wiedergeben oder eine Situation. Deshalb sollten die Filmemacher auf den Punkt kommen. Das ist schwierig, aber machbar. Bei den Filmen, die wir an diesem Abend sahen, fehlte häufig die Pointe. Oder die Aussage wurde mit dem Holzhammer gemacht, als wären die Zuschauer blöde und könnten nicht denken. Bei solchen Filmen geht Emme der Hut hoch, weil sie jahrelang mit Propaganda bestrahlt wurde, die sie jetzt auf keinen Fall mehr sehen will.
Deshalb war der Brexit-Film von Chris Shepherd eine einzige Katastrophe. Das so etwas auch noch von arte produziert wurde, ist sehr verwunderlich. Und ob man so Brexit-Befürworter zum Umdenken bringen kann, ist mehr als fraglich.
Dann folgten noch "Tamashachi"  und "Le Tigre de Tasmanie", Animationsfilme, bei denen sich die Aussage nicht so recht erschloß, beim ersteren sollte wohl das Aufgehen in der Masse thematisiert werden und beim zweiten Umweltschutz. Wissen wir aber nicht ganz genau. Schade um die viele Arbeit.
Noch ein „richtiger“ Film mit Menschen war die „Zweite Haut“, bei dem Emme nach drei Minuten wußte, wie er ausgehen wird. Er war aber insgesamt 10 Minuten lang, bis das vorhersehbare Ende kam. Langweilig. Zum Glück ist das kein Film in Spielfilmlänge geworden.
Dann klapperten uns so doll die Zähne vor Kälte, daß wir die Flucht ergriffen und nach Hause fuhren.
Insgesamt fanden wir die Filme nicht wirklich bereichernd, nichts Lustiges, nichts wirklich Trauriges, nichts Originelles. Vielleicht waren andere Programme besser.

Emme, gehen wir da wieder hin?
Hase, ich denke, wir gehen wieder hin. Die Atmosphäre war doch toll, und andere Filme gibt’s auch…

Wir gucken weiter!
Euer Hase

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