In
Dresden findet alljährlich das Filmfest statt. Alles dreht sich um
Kurzfilme, es gibt einen Wettbewerb und jedermann kann sich in der
Schauburg oder im Thalia eine Woche lang mit Kurzfilmen aus aller
Welt berieseln lassen. Und sich seine eigene Meinung bilden.
Daneben
gibt es seit fünf Jahren die Möglichkeit, am Neumarkt öffentliche
Filmvorführungen an frischer Luft zu erleben.
Da wollten wir schon
im letzten Jahr hingehen. Aber: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Wir suchten den gesamten Neustädter Markt nach Liegesesseln und
Leinwand ab und fanden- nichts. Weil eben der korrekte Aufführungsort
auf der anderen Elbseite lag, am Neumarkt. So kanns gehen, wenn man
sich husch-husch aufmacht und nicht genau hinschaut.
In
diesem Jahr waren wir richtig, dafür war es kalt und feucht. Emme
und ich saßen zusammengekuschelt in der beginnenden Finsternis und
schauten uns einige Kurzfilme an.
Es begann mit "H´Alte Zachen", einem israelischen
Beitrag über Schrottsammler, die mit ihren Pferdewagen nicht mehr in
die Städte fahren dürfen, keinen Führerschein haben und so ihrer
Lebensgrundlage beraubt werden. Ein schöner Film mit richtigen
Menschen, die Kamera kam ganz nah an die Gesichter heran. Ein offenes
Ende. Und wir sind froh, daß wir uns am Strand treffen können, ohne
eine schußsichere Weste anziehen zu müssen…
Die
Regisseurin Roni Bahat wurde kurz interviewt, die Informationen waren sehr
allgemein, da wären mir schon spannendere Fragen eingefallen. Zum
Beispiel: Wovon eine Filmemacherin in Israel lebt und ob sie es als
Frau in der Filmbranche schwerer hat als Männer. Oder leichter. Oder
ob sie darüber noch nicht nachgedacht hat. Aber wir hatten den
Eindruck, daß das Interview „lieb“ sein sollte und Probleme im
Rahmen der Festivalstimmung nicht zur Sprache gebracht werden
sollten.
Weiter
gings im Programm. Kurzfilme können ja nur eine Mini-Geschichte
erzählen, eine Stimmung wiedergeben oder eine Situation. Deshalb
sollten die Filmemacher auf den Punkt kommen. Das ist schwierig, aber
machbar. Bei den Filmen, die wir an diesem Abend sahen, fehlte häufig
die Pointe. Oder die Aussage wurde mit dem Holzhammer gemacht, als
wären die Zuschauer blöde und könnten nicht denken. Bei solchen
Filmen geht Emme der Hut hoch, weil sie jahrelang mit Propaganda
bestrahlt wurde, die sie jetzt auf keinen Fall mehr sehen will.
Deshalb
war der Brexit-Film von Chris Shepherd eine einzige Katastrophe. Das so etwas
auch noch von arte produziert wurde, ist sehr verwunderlich. Und ob
man so Brexit-Befürworter zum Umdenken bringen kann, ist mehr als
fraglich.
Dann
folgten noch "Tamashachi" und "Le Tigre de Tasmanie", Animationsfilme, bei denen sich die Aussage
nicht so recht erschloß, beim ersteren sollte wohl das Aufgehen in
der Masse thematisiert werden und beim zweiten Umweltschutz. Wissen
wir aber nicht ganz genau. Schade um die viele Arbeit.
Noch
ein „richtiger“ Film mit Menschen war die „Zweite Haut“,
bei dem Emme nach drei Minuten wußte, wie er ausgehen wird. Er war
aber insgesamt 10 Minuten lang, bis das vorhersehbare Ende kam.
Langweilig. Zum Glück ist das kein Film in Spielfilmlänge geworden.
Dann
klapperten uns so doll die Zähne vor Kälte, daß wir die Flucht
ergriffen und nach Hause fuhren.
Insgesamt
fanden wir die Filme nicht wirklich bereichernd, nichts Lustiges,
nichts wirklich Trauriges, nichts Originelles. Vielleicht waren
andere Programme besser.
Emme,
gehen wir da wieder hin?
Hase,
ich denke, wir gehen wieder hin. Die Atmosphäre war doch toll, und
andere Filme gibt’s auch…
Wir
gucken weiter!
Euer
Hase
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