Samstag, 2. Januar 2021

Mütter, die nähen, retten ihre Kinder

Im Monat Dezember hieß es beim Märchenhaften 2020

Schon beim Lesen des Themas fiel Emme dazu ein sehr, sehr aufwändiges Projekt ein. Aber ihr fehlten einige Zutaten und so kurz vor Weihnachten wollte Emme keine Riesenaufgabe beginnen. Die Idee bleibt aber in Emmes Hinterkopf und wird erst einmal als Kopf-UFO zur Seite gelegt.

Emme dachte nach und kam auf die Idee, etwas für ihre eigene Mutter zu werkeln. Denn sie hat, wie die Mutter Geiß, mit ihren Nähkünsten Emme mehr als tausend Mal das Leben gerettet. 


Vor mehr als dreißig Jahren war es nämlich ein wenig schwierig, im Osten ohne Westverwandtschaft kleidungsmäßig zu überleben. Natürlich gab es auch in der DDR eine funktionierende Bekleidungsindustrie, aber ehrlich: Anziehen wollte das niemand. Und ja, es gab Mobbing auf den Schulhöfen, wenn man besonders altmodisch aussah. (Planwirtschaft hieß halt: Wir legen fest, was in fünf Jahren Mode ist,) Oder wenn die Jeans aus dem falschen Stoff waren. Oder die Hosenbeine oder Ärmel zu kurz, aber die Läden leer waren. Geld war nicht das Problem, sondern die Beschaffung.

Und so war es ein Segen, eine Mutter zu haben, die schneidern konnte. Emme erinnert sich an die „Highlights“: Rock und Bluse für die Schuleinführung, ein orangefarbenes Hippie-Kleid aus Crinkle-Stoff, viele Rüschen zur Jugendweihe (Diana-Look!),  ein türkisfarbener Overall, ein Glitzerkleid in Blau, ein  künstlerischer Überwurf für das Staatsexamen und ein aufgearbeitetes und gefärbtes Seidenkleid für die Zeugnisübergabe (natürlich in Schwarz!), die Mithilfe beim Brautkleid und in den letzten Jahren unzählige Renaissance- und Barockroben.

Emme nähte also etwas für ihre lebensrettende Mutter. Etwas Brauchbares, worüber sie sich wirklich freut: Müffchen!

Und weil sich Emme 1990 geschworen hat, nie, nie mehr zu stricken, nutzte sie vorhandenes Material: diese schönen, durchgewetzten Socken.


Wahrscheinlich erworben bei den Strickdamen der Volkssolidarität, leider auch durch Stopfen nicht mehr zu retten. Emme griff beherzt zur Schere und schnitt die Bündchen ab, kettelte sie sofort mit Zickzackstich ab und nähte sie dann noch einmal mir Geradstich um.


Das Verpacken dauerte fast länger als das Schneiden und Nähen, und am Heiligen Abend trug die alte Dame zufrieden drei Paar Müffchen.


Macht sie glücklich, Eure Mütter, die Euch das Leben gerettet haben!


Vielen Dank an Maika für die Organisation des Märchenhaften 2020, uns hat es viel Spaß gemacht, uns jeden Monat etwas einfallen zu lassen. Mit Freude haben wir festgestellt, daß das Märchenhafte Werkeln 2021 weitergehen wird.

Neue Ideen braucht das neue Jahr! Wir lassen uns bestimmt was einfallen!

Hase und Emme

2 Kommentare:

  1. Tolle Idee. Und so schön schnell gemacht. Das merk ich mir.
    Liebe Grüße
    Marietta

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  2. Recht hast Du. Mit solchen Schönigkeiten kann man immer Freude schenken und damit das Leben etwas schöner machen. Ich wünsche Dir ein glückliches und gesundes 2021. Viele liebe Grüße maika

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