Sonntag, 24. Januar 2021

Inspiration Handwerk

heißt eine Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die bis zum Februar im Japanischen Palais zu sehen ist. Zur Zeit leider geschlossen.

Die gesamte Ausstellung ist in mysteriöses Dunkel oder Halbdunkel gehüllt. Das scheinen die Museumsmacher zu mögen. Emme gefällt das auch, aber dadurch geraten die Fotos nicht so gut.

Also stiegen wir hinein ins Dunkel der Vergangenheit, als Handwerk noch goldenen Boden hatte, einfach Zeit und Sorgfalt beinhaltete und nicht durch industrielle Massenproduktion ersetzt wurde. Da sich Handwerk nicht in seinem vollen Umfang präsentieren läßt, werden hier in Dresden hauptsächlich regionale Spezialitäten gezeigt. Und zusätzlich eine Sammlung, die aus allen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen zusammengetragen wurde.

Der erste Saal ist den Kunstblumen gewidmet. Sebnitzer Kunstblumen trug alle Welt, jetzt werden sie nur noch für besondere Anlässe, gut betuchte Leute und exklusive Modezaren gefertigt.


Alle anderen kaufen chinesische Billigware. Eine Installation von Theresa Rothe zeigt ein Blütenmeer, das Material stammt aus der Werkstatt von Heide Steyer.


Dazu wunderschöne Fotos aus der Serie „Ode an das Handwerk“ von Donata Wenders. Durch Überblendungen denkt der Zuschauer, einen Film zu sehen. Man hört nur die Werkstattgeräusche und genießt, wie ruhig und aufwändig echtes Handwerk ist.


Außerdem gibts eine Live-Schaltung in die Galerie „Alte Meister“ zu einem Blumenstilleben von Rahel Ruysch. Die Kollegen wollten wahrscheinlich das Bild nicht über die Elbe tragen…

Der nächste Raum ist mit einem Sammelsurium kunsthandwerklicher Meisterstücke aus allen Kontinenten und aus ungefähr 1500 Jahren gefüllt. Unter dem Titel „Moderne Kunstkammer“ hat jedes Museum etwas beigesteuert, und für jeden ist etwas dabei: barocke Zahnstocher, Plastiken aus Kunstmarmor, Kragen aus Klöppelspitze, Intarsien, Uhren, Verpackungen für Pretiosen. Und diese schönen Schachfiguren, die 1848 eine lobende Erwähnung auf der Ausstellung Sächsischer Gewerb-Erzeugnisse erhielten.


Ein Saal widmet sich der Weberei und dann folgt der absolute Traum aller Frauen: ein Raum voller Schuhe! Neue, alte,


bestickte,


historische,


Schuhe aus verschiedenen Kontinenten und noch einmal der Tanzschuh der Barbarina. Und während im Katalog Unmengen von Informationen zu allen Stücken gegeben werden, fällt den Schreibern zur berühmtesten Ballerina des 18. Jahrhunderts nichts ein. (Für den Notfall: Einfach mal jemanden fragen, der was davon versteht.)

Der letzte Saal ist ganz der Indigo-Färberei und dem Blaudruck gewidmet.


Auch hier gibt es Exponate aus aller Herren Länder, diese Bilder aus der Biedermeierzeit


 

und eine Fotoinstallation.

Nach dem Ausstellungsbesuch konnten wir uns noch in einem Laden umsehen. Hauptaugenmerk bei der Ware lag auf handwerklicher Herstellung und recycelten Materialien. Gute Idee, das Ergebnis war trotzdem völlig daneben. Es gab ein paar kleine feine Dinge zu großen feinen Preisen. Weniger fein: Bei den Schuhen lösten sich die Sohlen schon in der Vitrine. Schlicht und ergreifend schlechte handwerkliche Verarbeitung. An den Wänden hingen zwei Quilts. Ganz stolz wird auf den „Beipackzetteln“ verkündet, daß die Stoffe wiederverwertet wurden. Und bitte nicht fotografieren! Das war aber besser so, denn die Quilts bestanden aus ungefähr acht Teilen und waren grob neben den Nähten gequiltet. Aufgehängt waren sie an Clips, sodaß die Quilts schön durchhingen. Wahrscheinlich war fürs Tunnelnähen keine Zeit. Aber wenn schon der Anblick Emmes Atem nicht stocken ließ, der Preis tat es auf jeden Fall. (Und Emme hätte so einen Sch… nicht einmal auf einem Kinder-Solidaritätsbasar angeboten.) Letztendlich lassen sich in Dresden und Umgebung bestimmt zig Quilter und Quilterinnen finden, die a) schönere Projekte aus recycelten Materialien und b) handwerklich bessere Arbeit abliefern können.

Hinter dem Museumsladen kann man noch eine Schneiderwerkstatt mit einer etwas fragwürdigen Werbung betreten:


Hier besteht die Möglichkeit, nach Anmeldung hier eigene Kleidungsstücke zu refashionieren. Zur Zeit leider geschlossen.

Zum Rahmenprogramm gehörten noch Rundgänge mit den einzelnen Museumsleitern der SKD, Designerführungen und eine Einführung in DIY4.0. Mit 3D-Druckern und ähnlichem. Emme wäre gern hingegangen. Leider ist fast alles ausgefallen.

Wir waren im Museum, als noch nicht alles geschlossen war. Deshalb konnten wir gemütlich im Innenhof des Japanischen Palais Kaffee trinken. Danke, daß Sie an kleine Liegestühle für Hasen (und Hasenkinder) gedacht haben!


Hoffentlich wird die schöne Ausstellung verlängert. Die sollten viele Leute sehen. Eintritt ist frei!

Euer Hase

2 Kommentare:

  1. Oh, die Schuhe hätten mir sicher auch gut gefallen! Und über die schlechten Quilts hätte ich mich auch schön aufgeregt... *lach*
    Im Moment lohnt sich aber für Weitreisende der Weg nach Dresden nicht. Wir bleiben zu Haus.
    LG
    Elke

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  2. Richtig, bleibt zu Hause! Aber vielleicht bleibt die Ausstellung noch eine Weile und lockt einen Dresdner hinter dem Ofen hervor.
    Bleibt gesund!
    Der Hase

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