Es gibt in Deutschland mehrere Lauensteins und überall dort steht auch eine Burg oder ein Schloß. Das Fränkische Lauenstein hat einen unschlagbaren Vorteil: Dort gibt es eine Schokoladenfabrik.
Wir waren im Lauenstein im Osterzgebirge. Emme hat sich schon seit einigen Jahren vorgenommen, dahinzufahren. Jetzt, da wir Zeit haben, reisten wir mit dem Sparfuchstarif und erkundeten an einem sehr heißen Tag Städtchen und Burg. Emme hatte insgeheim gehofft, im Erzgebirge etwas Abkühlung zu finden. Bei der Fahrt durch das Müglitztal sahen wir die Leute müde und apathisch mit den Füßen im Bächlein stehen. Man kann sich kaum vorstellen, daß hier vor 17 Jahren (fast auf den Tag genau) ein reißender und zerstörerischer Fluß war…
Vom Tal muß man einen Kilometer zum Schloß aufsteigen. Und da wir schon lange nicht mehr auf der Piste waren, merkte das Emme sofort in den Waden.
Emme, gehen wir mal wieder wandern?
Hase, wenn es nicht so heiß ist. Und wenn sicher ist, daß wir keine Infektion von Dorf zu Dorf tragen.
Das Schloß Lauenstein ist groß und hat mehrere Gartenanlagen. Ein Teil ist (gesicherte) Ruine, schon seit 1880 wurden mehrere Räume dem Verfall preisgegeben.
Über die wechselvolle Geschichte des Schlosses wird im Osterzgebirgsmuseum umfassend informiert: Es gibt ein Tastmodell für Sehbehinderte, eine Videodokumentation und viele Ausstellungsvitrinen. Im weltweiten Informationsnetz kann man alles nachlesen.
Zwei Prunkräume im Schloß sind wirklich einzigartig: Der Wappensaal (oder Türkensaal) mit üppigen Stuckarbeiten
und der Vogelsaal mit wunderschönen Bemalungen.
Auf mehreren Stockwerken kann man im Museum verschiedenen Themen folgen: dem Leben als Ackerbürger in Lauenstein, dem Zinnbergbau, der Jagd, dem Wald, Waldsterben und Umweltschutz im Osterzgebirge, dem Bau der Müglitztalbahn und dem Wirken des Malers Heribert Fischer-Geising.
Dem Baumeister George Bähr sind mehrere Räume gewidmet. Er wurde im Nachbarort geboren und ging in Lauenstein zur Schule und in die Lehre. Später wurde er Ratszimmermeister in Dresden und gilt als Schöpfer der Frauenkirche. Die Stiftung Frauenkirche hat einige bewegende Exponate zur Verfügung gestellt, unter anderem ein Stück der 1945 zerborstenen Glocke.
Ebenso bewegend war eine andere Abteilung des Museums, darüber berichtet Emme zu einem anderen Zeitpunkt.
Wir spazierten noch durch die Gärten, dort fanden wir diesen Zeitgenossen, der brav auf den Falkner wartete:
Der Falkner war wiederum angesäuert, weil Emme auf seine Falkner-Führung verzichtet hatte. Hätte sie sich rechtfertigen sollen? Nach dem Motto: „Ich weiß, daß Falknerei zum Immateriellen Weltkulturerbe ernannt wurde. Ich weiß, daß Friedrich II. (der Staufer) ein Buch über Falkenjagd geschrieben hat. Trotzdem interessiere mich nicht für Falknerei. Ich möchte mir heute etwas anderes ansehen.“ Nein, danke, keine Diskussionen.
Nach der Schloßbesichtigung lief Emme noch ins Städtchen. Die Kirche soll ein paar kunsthistorische Schätze beherbergen, war aber geschlossen.
Der Brunnen heißt Falknerbrunnen, denn es gibt eine Legende:
Zu einem Ausflug gehört für Emme und mich auch, daß wir irgendwo einkehren. Außerdem haben wir bei der Anreise Geld gespart. Leider gibt es in Lauenstein keine Gaststätten mehr. Die sind aber nicht der Corona-Schließung zum Opfer gefallen, sondern eher der etwas abgelegenen Lage des Ortes, der Grenznähe und der schwachen Wirtschaftskraft in den „abgehängten Gebieten“. Wer ein Auto hat, fährt einfach weiter. Zu Fuß und bei 35°C ist das ein wenig schwieriger…Deshalb kehrten Emme und ich zum Schloßcafé zurück, um wenigstens etwas zu trinken. Das wird, wie sollte es auch anders sein, vom Falkner betrieben. Der war anfangs weniger begeistert, aber Emme bekam dann ihren Kaffee. O weia, so viele kleine Unstimmigkeiten bei einem schönen Wochenendausflug!
Auf dem Heimweg erwischten wir den „Schnellzug“ der Müglitztalbahn. Mit Klimaanlage und wenigen Haltestellen (Glashütte und Weesenstein sind allemal einen eigenen Ausflug wert!) brachte uns der Zug wie der Blitz nach Hause.
Das war ein schöner Ausflug! Fahren wir da mal wieder hin?
Na klar, Hase. Aber wir nehmen Marschverpflegung mit.
Ja, Möhrchen für alle!
Euer Hase
Verlinkt mit „Niwibo sucht im August“ und Hummelelllis Plapperkasten „Schönes Deutschland“
hihi
AntwortenLöscheneine lustige Geschichte
auch wenn es ein paar Unstimmigkeiten gab
aber gelohnt hat sich der Ausflug sicher
sehr schöne Bilder
liebe Grüße
Rosi