Mittwoch, 27. März 2019

Im Februar im Kino: Coming out (enthält Werbung)




Diesen Film sahen wir im Rahmen des „Museumskinos“ im Ernemann-Bau der Technischen Sammlungen Dresdens. Besser bekannt als „Pentacon-Turm“. Ein Abbild davon trug Emme auf ihrem Gymnastikanzug, als sie noch sehr jung war und zur BSG (Betriebssportgemeinschaft) Pentacon gehörte. So einen Aufnäher mußte man sich redlich durch lange Mitgliedschaft verdienen, blau-weiße Kleidung war in allen Sportarten Pflicht. Und obwohl nie die großen Titel erreicht wurden- die BSG Pentacon platzte vor Stolz.
Später konnte Emme auch mal in die Dunkelkammer und die Produktionsräume schauen (die Patenbrigade der Schulklasse war die Werbeabteilung von Pentacon) und noch etwas später besaß sie eine EXA 1b, eine geniale Spiegelreflexkamera, die immer noch fantastische Fotos macht. Irgendwann wird analoges Fotografieren sowieso wieder modern.
Das Museumskino funktioniert auch heute noch altmodisch, mit dicken Projektoren und Filmrollen und so. Und einer Einführung in den Film, seine Entstehung und seine Wirkung.
Coming out“ hatte am denkwürdigen 9. November 1989 seine Premiere und ging dadurch im Mauerfall-Taumel unter. Heiner Carow hat einen wunderbaren Film über junge Erwachsene gedreht, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, zweifeln und Entscheidungen treffen müssen. Und er zeigt, was er auch schon in der „Legende von Paul und Paula“ zeigte: Im Osten war was los! Denn abseits von irgendwelchen verordneten FDJ-Veranstaltungen und Maidemonstrationen steppte der Bär.
Neben einem aufgemotzten (Ost)Berlin, die 750- Jahrfeier war gerade vorbei, kann man die schillernde Welt der Schwulenbars sehen, die „Normalos“ nicht zugänglich war. Beziehungsweise: die die „Normalos“ einfach nicht betraten. Carow zeigte aber auch Probleme, über die niemand sprach: prügelnde Skinheads, Ausländerfeindlichkeit, Homophobie, Duckmäusertum und und nächtelanges Anstehen für Eintrittskarten für irgendwelche Kulturevents.
Der Regisseur hatte drei wunderbare Hauptdarsteller: Dagmar Manzel, Matthias Freihof und Dirk Kummer. Alle drei können Männer- und Frauenherzen zum Schmelzen bringen. Die Besetzungsliste stimmt bis zur kleinsten Rolle. Charlotte von Mahlsdorf spielt eine Barkeeperin und unzählige bekannte und unbekannte Männer aus der Szene wurden als Statisten verpflichtet. Das verleiht dem Film eine hohe Authentizität.
Ein berührender Film, der ab und zu Längen hat, aber Zagen und Zaudern ist halt nicht immer actionreich. Wenn der Film mal wieder in Euren Kino läuft: Hingehen!
Mal sehen, was der März bringt.
Euer Hase

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