Diesen Film sahen wir im Rahmen des „Museumskinos“ im Ernemann-Bau der Technischen Sammlungen Dresdens. Besser bekannt als „Pentacon-Turm“. Ein Abbild davon trug Emme auf ihrem Gymnastikanzug, als sie noch sehr jung war und zur BSG (Betriebssportgemeinschaft) Pentacon gehörte. So einen Aufnäher mußte man sich redlich durch lange Mitgliedschaft verdienen, blau-weiße Kleidung war in allen Sportarten Pflicht. Und obwohl nie die großen Titel erreicht wurden- die BSG Pentacon platzte vor Stolz.
Später
konnte Emme auch mal in die Dunkelkammer und die Produktionsräume
schauen (die Patenbrigade der Schulklasse war die Werbeabteilung von
Pentacon) und noch etwas später besaß sie eine EXA 1b, eine geniale
Spiegelreflexkamera, die immer noch fantastische Fotos macht.
Irgendwann wird analoges Fotografieren sowieso wieder modern.
Das
Museumskino funktioniert auch heute noch altmodisch, mit dicken
Projektoren und Filmrollen und so. Und einer Einführung in den Film,
seine Entstehung und seine Wirkung.
„Coming
out“ hatte am denkwürdigen 9. November 1989 seine Premiere und
ging dadurch im Mauerfall-Taumel unter. Heiner Carow hat einen
wunderbaren Film über junge Erwachsene gedreht, die auf der Suche
nach ihrer Identität sind, zweifeln und Entscheidungen treffen
müssen. Und er zeigt, was er auch schon in der „Legende von Paul
und Paula“ zeigte: Im Osten war was los! Denn abseits von
irgendwelchen verordneten FDJ-Veranstaltungen und Maidemonstrationen
steppte der Bär.
Neben
einem aufgemotzten (Ost)Berlin, die 750- Jahrfeier war gerade vorbei,
kann man die schillernde Welt der Schwulenbars sehen, die „Normalos“
nicht zugänglich war. Beziehungsweise: die die „Normalos“
einfach nicht betraten. Carow zeigte aber auch Probleme, über die
niemand sprach: prügelnde Skinheads, Ausländerfeindlichkeit, Homophobie, Duckmäusertum
und und nächtelanges Anstehen für Eintrittskarten für irgendwelche
Kulturevents.
Der
Regisseur hatte drei wunderbare Hauptdarsteller: Dagmar Manzel,
Matthias Freihof und Dirk Kummer. Alle drei können Männer- und Frauenherzen zum
Schmelzen bringen. Die Besetzungsliste stimmt bis zur kleinsten
Rolle. Charlotte von Mahlsdorf spielt eine Barkeeperin und unzählige
bekannte und unbekannte Männer aus der Szene wurden als
Statisten verpflichtet. Das verleiht dem Film eine hohe
Authentizität.
Ein
berührender Film, der ab und zu Längen hat, aber Zagen und Zaudern
ist halt nicht immer actionreich. Wenn der Film mal wieder in Euren
Kino läuft: Hingehen!
Mal
sehen, was der März bringt.
Euer
Hase
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen