Es war einmal ein Abendkleid im Empire-Stil. Es hing
im TK Maxx und kostete wenig Geld. Am Etikett stand eine Riesen-Größe. Die
Verarbeitung war hervorragend, nur der Reißverschluß am Rücken gab nach
zweimaliger Benutzung auf. Der silbrig schimmernde Seidenrock raschelte
herrlich, und dazu gab es noch einen am Rand bestickten Schal aus Tüll. Niemand
kaufte das Kleid. Da erbarmte sich Emme und nahm es mit nach Hause.
Emmes Mutter trennte den raschelnden Rock ab. Der
war so lang und umfangreich, daß Emme ihn mit Hüftpolstern als Barockrock
tragen kann.
Das kurze, mit Perlen bestickte Oberteil blieb erst
einmal liegen. Dann kam die geheimnisvolle Einladung zum Fest von Dankelmanns,
bei dem jeder in einer Robe der Epoche seiner Wahl erscheinen soll. Da fiel
Emme das bestickte Teil ein. Ihre Idee war, daraus ein „falsches“
Jane-Austen-Kleid zu machen.
Nun probierte Emme das Oberteil zum ersten Mal an.
Es paßte gerade so. Obwohl sie drei Konfektionsgrößen kleiner trägt, als das
Etikett auswies. Der Reißverschluß war wahrscheinlich kaputt, weil etwas
kräftigere Damen vergebens dieses Kleid anprobiert hatten. Und deshalb hat
niemand das Kleid gekauft!
Diesmal fand sie nichts in der weißen Wunderkiste
und Emme kaufte einen neuen, farblich passenden Reißverschluß. Mit viel Geduld
und Spucke trennte Emme eine Seitennaht auf, um den Reißverschluß an die Seite
zu verlegen. Die rückwärtige Naht schloß sie. Nun kann sie sich ohne
Verrenkungen allein anziehen.
Einen neuen Rock fertigte Emme aus drei Bahnen
Gardinenstoff, die sie aus Hamburg gespendet bekommen hatte. Vielen Dank! Darüber
blauer Organza.
Für einen flachen Bauch wurde der Rock vorn fein in Falten gelegt und hinten gerüscht. Sozusagen: VOFAHIRÜ. Der Tüllschal wurde in der Taille und in den Seitennähten mitgefaßt, sodaß Bögen entstanden.
Für einen flachen Bauch wurde der Rock vorn fein in Falten gelegt und hinten gerüscht. Sozusagen: VOFAHIRÜ. Der Tüllschal wurde in der Taille und in den Seitennähten mitgefaßt, sodaß Bögen entstanden.
Das Kleid war ursprünglich trägerlos. Emme nähte
Träger aus einem Reststück Baumwolle. Der Stoff für die Ärmel stammt vom
Original-Kleid, das war ein Stück vom Unterrock. Auch die Ärmel wurden mit Organza
gedoppelt.
Nun begannen diverse Versuche: Armel an den Trägern fälteln? Oder rüschen? Kleine Puffärmel daraus machen oder Gummi einziehen? Das dauerte alles ewig, aber dann waren sie fertig: an die Träger genähte Ärmel mit Falten. Ein Zierstich am Saum.
Nun begannen diverse Versuche: Armel an den Trägern fälteln? Oder rüschen? Kleine Puffärmel daraus machen oder Gummi einziehen? Das dauerte alles ewig, aber dann waren sie fertig: an die Träger genähte Ärmel mit Falten. Ein Zierstich am Saum.
Das Kleid war nun bis auf wenige Dinge fertig. Die
Rocklänge wurde festgelegt. Emme entschied sich für Bögen am Saum.
Emme schaute sich ihr Werk an
und stellte fest: Das ist kein Empire-Kleid und auch kein falsches. Es ähnelt eher einem Kleid aus Downtown Abbey.
Oder Mata Hari. Oder der Eiskönigin.
und stellte fest: Das ist kein Empire-Kleid und auch kein falsches. Es ähnelt eher einem Kleid aus Downtown Abbey.
Quelle |
Oder Mata Hari. Oder der Eiskönigin.
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Vom Ursprungskleid ist kein Fitzelchen mehr vorhanden.
Schick ist es geworden. Für einen Appel und ein Ei ist aus dem Ganzen ein Stück historisches Kostüm und ein historisch angehauchtes Abendkleid geworden.
Foto: Bernd |
Wenn das nichts ist!
Euer Hase
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