Mittwoch, 15. Februar 2017

Die Deutschen kamen nicht



Wrocław ist die Partnerstadt Dresdens und war 2016 die Kulturhauptstadt Europas. Informationen zu diesem kulturellen Großereignis sind kaum bis zu uns gedrungen. Es gab einen Flyer in Englisch mit spärlichen Angaben zu Projekten und Aktionen. Und einen Fernsehbeitrag vom 1. Januar 2016, der ungefähr 30 Sekunden lang war. Mehr nicht. Schade.
Eine Ausstellung mit Installationen hat es doch bis zu uns geschafft, die sich mit dem Verhältnis von Deutschen und Polen, Identität, mit Flucht, Vertreibung, Zerstörung, dem Neuanfang nach dem Krieg und dem erneuten Neuanfang nach dem Zerfall des Sozialismus beschäftigt.
Tolle Ideen waren dabei wie dieser T-Shirt-Automat kombiniert mit tief bewegenden Interviews mit Bewohnern des Grenzgebietes,

 

Tomasz Opania
Zielona granica- grüne Grenze
Video, Installation 2014
  
die Planung einer Kuppel für die ehemalige Synagoge- dann Luftschutzbunker- jetzt Museum für Moderne Kunst,

Tom Swoboda
Heimat
Fotodokumentation  2016

Wrocław-Puzzles,

Michael Merkel
Die Stadt im Prozess
Installation, Stadtpläne, Stühle, Tisch 2014

Fahnen, die im Wind wehen und von Plattenspielern angetrieben werden


Tomasz Opania
Tanz mit mir
Installation 2014

und dieser Raum mit dem Titel „Heimatvertriebene“, der wirklich keine Worte braucht.


Dorota Nieznalska
Heimatvertriebene
Türen ehemals deutscher Häuser,
Stahlkonstruktion, Video mit Ton 2014

An einem Sonntag standen Studenten der Abteilung Slavistik der Technischen Universität Dresden zum Gespräch bereit. Sympathische junge Menschen, die schon sehr weit von all den Ereignissen leben. Obwohl Krieg, Flucht und Vertreibung in allen Familien Europas tiefe Spuren hinterlassen haben und hochaktuelle Themen sind. Aber an das Horten von Lebensmitteln für schlechte Zeiten können sich alle erinnern:

Aleksandra Sojak-Borodo
Auf Vorrat
Installation 2014 (2010)

Wer es also bis zum 6. März in die Städtische Galerie für Gegenwartskunst in die Rähnitzgasse 8 schafft, sollte sich die Ausstellung ansehen. Der Besucher kann keine Unterhaltung erwarten, aber gute und berührende Kunst zu einem alten- aktuellen Thema.

Euer Hase

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