In diesem Monat waren wir ja unterwegs und besuchten
das Museu del Disseny in Barcelona. Das befindet sich in diesem komischen
schwarzen Klotz unterhalb des Torre Agbar.
So abweisend wie von außen ist es von
innen nicht. Da liegt weniger an der Architektur, sondern an den sehr, sehr
netten Mitarbeitern, die sogar bereit waren, mit Emme Castellano statt Katalanisch zu sprechen.
Emme war vor allem an der Textilabteilung
interessiert. Hier wurde gezeigt, wie die Mode die Silhouette des Körpers
verändert.
So kann man Schnürbrüste, Stecker, Panniers,
Reifröcke, Tournüren, Korsetts und Keulenärmel aus fünf Jahrhunderten
bewundern. Alles ist gut erklärt und zur Unterwäsche gibt es auch noch die
passenden Kleider. Die stammen -natürlich- vorwiegend aus spanischer Produktion.
Es macht Spaß, durch die Zeiten zu wandeln und sich
vorzustellen, wie es wäre, wenn man all diese Modeströmungen mitgemacht hätte.
Und es wird klar, daß wohl das Korsett des 19. Jahrhunderts die größte Qual für
die Frauen war.
Von Kopfbedeckungen sieht man fast nichts. Vielleicht
ist einfach nichts mehr vorhanden. Schade, denn noch Emmes Großmutter ging nie
ohne Kopfbedeckung und saubere Schürze aus dem Haus, selbst wenn sie nur zu den
Nachbarn wollte. Mindestens ein Kopftuch mußte es sein. Weil eine anständige
Frau das so macht. Und das ist gar nicht so lange her…
In der zweiten Etage des Museums sind Raritäten zu
sehen. „Einzigartige Stücke“, die es entweder nur in diesem Museum gibt, aus
speziellen Materialien hergestellt sind oder in Katalonien gefertigt wurden. Wir sahen tolle Glasbläsereien, antike ägyptische Textilien,
Emaillearbeiten, Majolika, Betten (besser: die bemalten Betthäupter) aus Olot,
Kacheln mit einer barocken Kakao-Trinkszene, einen alten deutschen Ofen, der
später vielfach kopiert wurde und eine „Berline“. Damit ist kein weiblicher Pfannkuchen
und auch keine US-Präsidentin gemeint. Sondern eine sehr schicke kleine
Kutsche, bei der die Räder außen an den Achsen montiert sind. Das vermindert
das Gewicht. Menschen, die was davon verstehen, können das bestimmt besser
erklären. Im Übrigen sieht diese Kutsche sehr nach Märchenland aus, fast wäre
der Gestiefelte Kater ausgestiegen.
Die Ausstellung war sehr spannend, und wir hätten gern
noch viel mehr Zeit hier verbracht. Aber die Müdigkeit und die Reizüberflutung
ließ uns dann den Museumsbesuch abbrechen.
Außerdem hätten wir Euch gern Fotos gezeigt, aber hier
war, wie in fast allen Museen der Welt, fotografieren verboten. Müßt Ihr eben
selbst hinfahren und Euch ein Bild machen.
Schade, daß es keinen Museumsladen gibt. Das eine oder
andere Stück sollte reproduziert werden. Da hätten wir immer schöne Geschenke.
Die häßlichen überteuerten Souvenirs aus den Schnulli-Läden konnten wir
unmöglich mitnehmen. (In diesem Jahr haben wir nicht einmal einfache Fächer in
einer annehmbaren Farbe gefunden.) Schade.
Gutes Design ist keine Schande!
Euer Hase
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