Mittwoch, 22. Juni 2016

Unsterblich



Die “Lange Nacht der Wissenschaften” lockte uns aus dem Haus. Es gab wieder unzählige Angebote und Emme entschied für uns, ins CRTD/DFG- Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden zu gehen. (Das sind doch vielversprechende Abkürzungen- Hat hier jemand irgendetwas verstanden?)
Wir lernten viel Neues und wie Wissenschaft heute gemacht wird:

1. Die Wissenschaftler kommen aus der ganzen Welt. Die Verständigung erfolgt in Englisch.
2. Wissenschaft ist teuer. Überall standen Mikroskope herum. Für Wartung und Einsatzplanung gibt es im Institut eine eigene Abteilung. Von den Mitarbeitern erfuhren wir, daß es Mikroskope für über 1 Million Euro gibt. Das liegt an den teuren Lichtquellen. LASER kostet ein richtiges Vermögen und das Augenlicht, wenn man zu sorglos damit umgeht.
3. Wissenschaftler können wirklich ein bißchen verrückt sein. Sie haben lustige Kinder, trinken gern ein Bier am Freitagabend und erklärten uns mit großer Geduld, woran sie gerade forschen.

Und wir erlebten tolle Dinge:

Wir beobachteten menschliche Zellen bei ihrer Teilung. Ja, diese komischen Phasen der Teilung (Pro-, Meta-, Ana- und Telophase), die in den Büchern immer so hübsch hingemalt sind, sehen genauso aus.


Eher nebenbei fragte Emme, welcher Mitarbeiter sich den ein Pfund Fleisch für die Präparate herausgeschnitten habe. So erfuhren wir, daß wir es mit HeLa-Zellen zu tun haben, die seit den 50er Jahren vermehrt werden und weltweit der Zellforschung dienen.


Und sie erzählten uns knapp die Geschichte der (“unsterblichen”) Henrietta Lacks, die man hier ausführlich nachlesen kann/sollte.
Das Mansfeld-Lab beschäftigt sich mit Grundlagenforschung und der großen Frage, was der Auslöser der Zellteilung ist. Außerdem hat das Labor eine fetzige Website inclusive einer verständlichen Erklärung für Laien.
Danke für Ihre Geduld, Frau Daniel!

Weiterhin sahen wir, daß Wissenschaftler versuchen, im 3D-Drucker Gefäßverzweigungen zu schaffen. Bis wir neue, funktionstüchtige Organe aus dem Drucker bekommen können, wird es noch ein wenig dauern.


Dann stellte Emme ein Präparat von Kieselalgen her. An Emmes Präparierfähigkeiten sind schon Generationen von Biologielehrern gescheitert und auch eine Wissenschaftlerin mußte kräftig unterstützen. Aber zum Schluß lag eine hübsche Kieselalge unter dem Mikroskop. So erfuhren wir, daß Kieselalgen die größten Sauerstofflieferanten der Erde sind. Was keine Erlaubnis ist, die Regenwälder nun vollends abzuholzen. Emme und ich stellten die Frage auf, warum es den keine Kieselalgen (oder besser O2)- Farmen gäbe… 
Die Forscher beschäftigen sich erstmal hauptsächlich mit dem Zellskelett, daß aus Mineralien besteht.


Außerdem mikroskopierten wir ein wenig herum und sahen dadurch Wasserflöhe und Pantoffeltierchen.

Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Privatpersonen und Volkswirtschaftler stellen sich die Frage, warum sich Hirnzellen im Erwachsenenalter nicht mehr so erneuern, wie es wünschenswert wäre. Was bis jetzt an Mäusen bewiesen wurde: Die Regeneration wird angeregt von einer abwechslungsreichen Umgebung, Ausdauersport, diversen Rotweinbestandteilen(!) und Flavanoiden (Täglich einen Apfel essen!).


Im zweiten Stock sahen wir ihn dann- den Axolotl, das Aushängeschild des Zentrums für Regenerative Therapien.


Beim Axolotl, einer Salamanderart, wachsen verlorengegangene Gliedmaßen wieder nach und die Wissenschaftler versuchen zu ergründen, warum. Die Ergebnisse dieser Forschung sollen irgendwann einmal Menschen helfen. Emme sagte zu den Mitarbeitern, daß sie spätestens zu Rentenbeginn eine neue Schulter brauche. Die Jungs versprachen, ihr zu helfen und sich mit der Forschung zu beeilen.

Auch die Zebrafische können Flossen nachwachsen lassen und sind durch die deutsche Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard weltweit in den Focus der Forschung geraten. Bei diesen netten Fischen werden Gene aus- uns eingebaut, um gentechnisches Basiswissen zu erwerben.


Auch hier stellte Emme einem Biologen tausend Fragen, die dieser geduldig beantwortete. Er betonte, daß landwirtschaftliche Nutztiere immer noch per Selektion gezüchtet und auch ohne Genmanipulation sensationelle Ergebnisse erzielt werden. Die Milchkühe seien heute so hochleistungsfähig, daß sie nicht einmal mehr kalben könnten. Emme (Bio-Note: nicht so gut) fragte, wie eine Kuh Milch geben könne, ohne gekalbt zu haben. Die freundliche, aber bestimmte Antwort war eine Gegenfrage: “Wozu gibt es Hormone?”

Und seit dem Morgen nach der “Langen Nacht der Wissenschaften” guckt die Emme immer so komisch, wenn sie sich Milch in den Kaffee kippt…

Ihr Lieben, eßt Äpfel und fragt!
Euer Hase

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