Freitag, 9. Juli 2021

Ein Ausflug nach Königsbrück

Königsbrück ist eine Kleinstadt nordöstlich von Dresden. Je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, betritt oder verläßt man hier an der Brücke die Oberlausitz.

An diesem Sonnabendmittag ruhte die Stadt vor sich hin, aber wir fanden auch Überraschendes. Zuerst wurden wir angestarrt wie Außerirdische, wir waren die ersten Touristen seit Monaten!

Hilfe, die Touristen kommen!

Emme wollte ihren Freunden das Armenhaus zeigen, in dem sie vor vielen Jahren auf dem Pilgerweg von Görlitz nach Frankreich wunderbar übernachtet hatte. Es wird immer noch von Herrn Lindner verwaltet, der hier die ausführliche Geschichte aufgeschrieben hat.

Normalerweise steht in feinster Sütterlin-Kreide-Schrift das Motto über der Tür:

Nicht wer viel hat ist reich,

sondern wer wenig braucht. 

Das fehlte. Aber es kann sein, dass es im Rahmen des Beherbergungsverbotes im Frühjahr nicht wieder angeschrieben wurde. Zu einladend durfte ja nichts sein.

Das Armenhaus hat sich in all den Jahren nicht verändert. Das ist in diesem Falle mal schön. Wir wünschen dem Häusel und all den Königsbrücker Betreuern noch viele, viele gute Jahre.

Danach spazierten wir über des „Königs Brücke“ und waren in der Oberlausitz.

Das Schloß ist geschlossen. Es gibt Informationstafeln. Das wichtigste bleibt unklar: Wem gehört das Schloß? Wie wird es derzeit genutzt? Kann man es besichtigen? Wann? Das alles könnte man auf die Informationstafeln schreiben, falls mal wieder völlig unerwartet Touristen vorbeikommen.

Danach schritten wir zur Hauptkirche. Die liegt auf einem Berg, dem Schloß genau gegenüber. Huch: Sie war geöffnet! Nach diesem lustigen Hinweisschild

betraten wir den Innenraum. Trotz Corona-Einschränkungen scheint es ein aktives Gemeindeleben zu geben. Auf Fotos stellte sich eine Menge Konfirmanden vor. Von solchen Zahlen träumen andere Gemeinden.

Zur Ausstattung gehört ein sehr schöner Barockaltar,

ein schönes Taufbecken

und das Schellendorff´sche Epitaph. Ein Grabdenkmal für den Freiherrn Maximilian von Schellendorff (verstorben 1703), der den Bau der Kirche veranlaßte und den Hochaltar stiftete. 2019 wurde es restauriert.

Besucher können eine gute Beschreibung und den „Versuch einer Interpretation“ lesen. Geschrieben von Herrn Lindner. Toll, was der Mann alles macht! Hoffentlich würdigen die Königsbrücker das.

Wir umrundeten die Kirche. Auf dem Rundgang gibt es viel zu sehen: den ältesten Baum von Königsbrück, Grabmale und ein Mausoleum. Das Mausoleum der Familie Naumann. Aha. (Zum Verständnis: Der Name Naumann ist hierzulande zwar nicht so häufig wie Schmidt und Müller, aber in jeden dritten Haus gibts Naumanns.) 

Emme las noch einmal nach. Die Naumanns waren eine findige Ingenieursfamilie und alle textilverarbeitenden Menschlein kennen sie: Naumann-Nähmaschinen! Und weil der Sohn Naumann auch was Eigenes erfinden wollte und weil seine Tochter Erika hieß, entwickelte er die Erika-Reiseschreibmaschine. (Na, wer ist alt genug, um auch auf einer Erika geschrieben zu haben?) Emme hat auf jeden Fall noch eine Reiseschreibmaschine rumstehen...

Man lernt also nie aus. Aus Königsbrück kommen schlaue Erfinder und gute Unternehmer, deren Produkte auch nach vielen Jahren in fast jeden Haushalt präsent sind.

Wir schlenderten noch zum Marktplatz. Auf dem Weg stellten wir fest, dass es kurz nach 12 war. Sonnabends ist dann, von der Döner-Bude mal abgesehen, alles geschlossen. Dumm gelaufen. Da war so ein feiner Landbäcker! Es hätte mal wieder riesigen Spaß gemacht, bei einem richtigen ordentlichen Bäcker einzukaufen. Naja, wir Städter sind halt ein bißchen doof und völlig verwöhnt, was die Öffnungszeiten betrifft.

Wer noch etwas über die Königsbrücker Heide erfahren will, kann auf Aussichtstürme steigen und in die Landschaft gucken. Betreten ist weitgehend verboten, da hier militärisches Sperrgebiet war. Wer will schon auf echte Minen treten? Es soll auch Areale geben, in denen zur Biodiversität geforscht wird. Das müssen wir alles an einem anderen Tag rausbekommen. Unser Ausflug war am späten Mittag zu Ende, denn wir hatten noch etwas vor…

Wir verabschieden uns mit einem Blick auf die Sonnenuhr des Pfarramtes

und wünschen allen viel Spaß  beim „Touri-Spielen“!

Euer Hase

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