Mittwoch, 22. November 2017

Nachahmungstäter: Chanel oder Der geschenkte Gaul



Emmes Daunenmantel mußte (wie hier beschrieben) ersetzt werden. Nun ja, ein neuer ist schwer aufzutreiben, da paßt die Farbe nicht, oder der Schnitt ist doof, und richtig schicke Sachen kosten soviel wie ein Jahresurlaub.
Dann bekam Emme einen Daunenmantel in hellblau geschenkt, der von einer renommierten Firma hergestellt wurde. Und bei geschenkten Gäulen schaut man ja gewöhnlicherweise nicht so genau hin.



Nüchtern betrachtet hatte das Teil den Charme eines Morgenmantels aus den 60er Jahren. Ältere erinnern sich: feinste Chemiefasern, man fror drin, immer kratzte es irgendwo und der Stoff war klamm, weil er schlecht trocknete. Brrrrr! Und die Mütter fanden ihre lieben Kleinen darin sooo süß!
Emme wollte jedenfalls nicht in einem neuzeitlichen Morgenrock durch die Gegend sausen. Die Umgestaltungsidee entnahm sie der Chanel- Kollektion Herbst/Winter 2016/17.

Quelle

Jetzt, da das gute Stück fertig ist, ist es zwar eine Saison zu spät. Aber wir leben sehr weit von Paris, so etwas Modernes wird hier in circa zwei Jahren zu haben sein.
Emmes Materialien waren: ein langer schwarzer Reißverschluß, schöne alte Samtbänder und dieser Glanzstoff aus dem Fundus-Ausverkauf der Staatsoperette.


Die Idee, den Reißverschluß auszutauschen, verwarf Emme nach kurzem Überlegen. Das wäre zu aufwändig gewesen und so gut hätte sie den neuen niemals einnähen können. Auch auf das Erschaffen einer Kapuze aus dem Nichts vezichtete sie.
Sie besetzte den Mantel mit den Samtbändern. An den Saum, an die Ärmel und an den Kragen kam der gummierte Glanzstoff, bei dem sich die Maschine weigerte, ihn zu verarbeiten. Wahrscheinlich hätte sie Seidenpapier dazwischenlegen müssen. Emme nähte alles per Hand und puhlte immer wieder ausgetretene Daunen weg.
Nach einigen Wochen mit ausgedehnten Straßenbahnfahrten war alles angenäht. Die Nähte wurden intensiv mit der Fusselrolle bearbeitet, aber es stiepsen immer noch ein paar Daunen heraus. Das wird wohl so bleiben.


Insgesamt war dieses Refashion-Projekt wegen der vielen Handarbeit ein wenig aufwändig. Aber eine gute Resteverwertung der antiken Samtbänder, es sind noch ungefähr 40 Zentimeter übrig. Die wandern in die weiße Wunderkiste.
Der Mantel wird im Winter gute Dienste leisten. Dabei wird der Geschenkte Gaul auch noch gut aussehen.

Emme, wieviel Geld haben wir denn nun durchs Selbermachen gespart?
Ich weiß es nicht, Hase. Der Mantel von Chanel hatte auf den Modefotos nie einen Preis. Da mußt Du in Paris anrufen.
Aber Winterurlaub ist doch möglich, wenn Du schon so einen schönen Mantel hast?
Mal sehen, Hase.

Ist Eure Wintergarderobe fertig?
Euer Hase

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen