Was sich liest, wie der Stundenplan eines Siebentklässlers, war unser Programm zur „Langen Nacht der Wissenschaften“.
Wir
begannen im Institut für Biologie der TU Dresden und sahen eine tolle
Ausstellung über „Pflanzenverwendung im Krieg“. Wußtet Ihr, daß im 1. Weltkrieg
die Kompressen aus Moos gefertigt wurden? Wir lernten, aus welchen Pflanzen
Saponin für Seife gewonnen werden kann.
Wir begutachteten Probewäschestücke: ob
mit Roßkastanie oder mit herkömmlichen Waschmittel gewaschen, es gibt kaum
einen Unterschied. Wir probierten Muckefuck[1]:
aus Eicheln, Bucheckern und sonst irgendetwas Undefinierbarem- ein junger Mann
meinte, es schmecke nach Kindheit. Seine halbwüchsige Tochter verzog nur das
Gesicht.
Wir zogen weiter zur Physik und machten Experimente
mit Zitronen als Batterien, Glühlampen und Motoren.
Dann fanden wir die Mathematikabteilung. Emme faltete
Origami- Kreisel
und bewunderte die zahlreichen Falt-Körper, die so dekorativ
herumstanden. Frau Alexeeva vollbrachte wahre Wunder aus Papier.
Dann gings zum virtuellen Mathe-Test. Emme bestand mit
62,15 %. Schlimm, schlimm, schlimm! Das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung
hatte sie doch erst vor Kurzem gelernt, und dann so grobe Fehler! Aber Emme errechneratete, daß es fünf platonische Körper gibt, auf dieses „Richtig!“ ist sie sehr
stolz.
Außerdem gab es eine kurze Einführung in die Welt der Fraktale und Emme
weiß endlich, wie man Patchworkmuster konstruiert. Irgendwann wird sie einen
„Sierpinski“ nähen.
Nach dem anstrengenden Mathe-Test gab es Bratwurst,
Pause und im Hörsaalzentrum der TU den Vortrag „Geschichte im Film, Film und
Geschichte“.
Es war sehr spannend, welche Filme von vier völlig verschiedenen,
sehr schlauen Dozenten herausgesucht wurden und wie sie sie sehen. Am Beispiel
von „Wer eher stirbt, ist länger tot“ (Marcus H. Rosenmüller, 2006) erfuhren wir, warum die Seelen im
Fegefeuer die Arme nach oben strecken. „Luther“ (Eric Till, 2003) wurde als hochemotional
beschrieben. Emme sah im Filmbeispiel einen jungen, betroffen hereinblickenden
Mann mit fuchtelnden Armen. Die Gnade Gottes ist ihr da irgendwie entgangen…
„Babettes Fest“ (Gabriel Axel) ist tatsächlich schon 30 Jahre alt und immer noch ein Fest.
Alle Zuhörer bekamen Sherry und genossen das exquisite (Film-) Gastmahl.
Zum
Schluß sahen wir Ausschnitte aus „So Ends Our Night“ (John Cromwell, 1941). Eine Remarque-
Verfilmung über Flucht quer durch Europa. Die Crème de la Crème der deutschen
geflüchteten Schauspieler machte mit, der Film ist hierzulande nahezu
unbekannt. Schade.
Zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ hätten wir noch
soooo viel sehen oder genauer studieren können: flexibles Glas von der Rolle (Ardenne-Institut),
sichere (?) Atommüllendlager (Helmhotz-Institut Rossendorf), „Amerikanische
Protestbewegungen und ihre Darstellung in Literatur und Fernsehen“ (Institut
für Amerikanistik und Anglistik) oder Dresden по-ру́сски (Institut für
Slavistik).
Wir entschieden uns für einen unterhaltsamen Abschluß:
die Wassershow der Freiwilligen Feuerwehr Zug. Statt Feuerwerk- das macht ja
jeder!- wurden Wasserstrahlen in den nächtlichen Himmel gespritzt, kunstvoll
beleuchtet und alle staunten über die Schönheit von: Wasser! Das war ein tolles
Ende einer spannenden Wissenschaftsnacht!
Im nächsten Jahr gehts weiter: es gibt ja noch so viel
zu entdecken, zu staunen und zu fragen.
Gegen alle Gebote verstoßend hat Emme auch wieder
etwas nach Hause gebracht. Hier ist die Ausbeute ihrer nächtlichen Jagd:
Emme, Wissen speichert man im Kopf, nicht im
Kleiderschrank!
Klappe, Hase. T-Shirts brauche ich immer!
Lernt fleißig weiter!
Euer Hase
[1]
Muckefuck:
sächsischer Ausdruck für Ersatzkaffee
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