Montag, 1. Februar 2016

Im Januar gelesen

Dem Jahresmotto entsprechend schreibt Emme monatlich in dieser Rubrik, was sie gelesen hat. Sie versucht, das mal ein Jahr lang durchzuhalten.

Toi-toi-toi!

Der Hase

Bibliothek Laubegast


Liebe Leser,

meine Auswahl ist sehr willkürlich und subjektiv. Ich versuche auch, zu jedem Buch einen kurzen Kommentar zu schreiben. Die Kommentare sind auch sehr subjektiv. Los geht’s mit:

Thielking, Helge: Das gute Kind
Bastei Lübbe, 2015

Ein Krimi, die ersten Seiten beginnen spannend. Der Rest ist Chaos: eine sehr selbstbezogene Kommissarin, die nicht einmal weiß, daß Waisenhäuser seit Jahrzehnten Kinderheim heißen, eigenartige Dialoge, auf Krampf einbezogenes Lokalkolorit, zum Schluß wird es immer unwahrscheinlicher. Hatte der Autor Zeitdruck oder hat das Lektorat geschlafen?

Smith, Daniel:  100 PLACES YOU WILL NEVER VISIT
Quercus, 2012

Der Autor fordert den Leser auf, sich im Sessel zurückzulehnen, um geheime Orte zu besuchen, die aus verschiedenen Gründen für die Öffentlichkeit gesperrt sind. Gründe dafür sind meist militärischer (Area 51) oder geheimdienstlicher Natur (Mossad-Hauptquartier). Es gibt aber auch Areale, die der wissenschaftlichen Forschung dienen (Surtsey) oder einfach Schatzkammern sind (Tower of London Jewel House). Hinreisen kann man trotzdem, man kommt halt nicht weiter als bis zum Eingangstor/ Zaun/ zur Absperrung. Ich hätte mir noch mehr wirklich unerreichbare Orte gewünscht, es sei denn, man wäre ein Zauberlehrling (Hogwarts) oder Hollywood-Star (Brigadoon).
Ein informatives Buch mit viel englischem Humor, das dazu anregt, über weitere, nicht (mehr) erreichbare Orte nachzudenken. Die gibt es auch in meiner Stadt, zum Beispiel die Aussichtsplattform des Dresdner Fernsehturmes und das Depot der Gemäldegalerie. Was fällt Euch noch ein?


Enrigue, Álvaro : Aufschlag Caravaggio
Karl Blessing Verlag 2015

“Ein Buch, in dem es ständig hin und her geht, wie beim Tennis.”
Fast dreihundert Seiten lang darf der Leser verfolgen, wie sich Maler, Herzöge, Dichter, Mexikaner, Italiener, Spanier, Huren, Kleriker, Götter, Museumskuratoren, Federschmuckhersteller und Mörder einen Schlagabtausch liefern. Und es macht Spaß, hin- und herzuspringen zwischen der Enthauptung Anne Boleyns, der Eroberung Mexikos, dem Übergang von Manirismus zur Barockmalerei, der Frage, warum es keinen Papst Sixtus VI. gab,  wie man Tennisbälle herstellt(e) und der Faszination, die ein High Definition Fernseher auf ein Vater-Sohn-Gespann ausüben kann. 
Inhalt verstanden? Selber lesen!

Knox, Tom: Genesis Secret
Hoffmann und Campe 2009

Die Grundlagen für einen Thriller: eine Verschwörung, ein Mann, der unverschuldet zum Ermittler wird und eine schöne Frau kennenlernt, sadistische Morde und zum Schluß geht alles gut aus. Dazu ein paar Zutaten, die in jedes Tom-Knox-Buch gehören: Genetik, ein Volk, das sich "schuldig" fühlt, ein schrulliges Spezialitätenrestaurant in London, eine Fahrt durch Frankreich und mindestens ein schwuler Universitätsprofessor. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht passen, einfach wegschneiden. Alles schön mixen, ein bißchen Spannung zugeben und das fertige Gericht mit gehöriger Spekulation überwürzen.

Trotzdem oder deshalb: Das Buch ist geeignet für lange Straßenbahnfahrten.


Meyer, Deon: Icarus
Rütten & Loening 2015

Der “neue” Deon Meyer- Danke an den Weihnachtsmann!
Bennie Griessel hat einen Alkohol-Rückfall, das ist traurig- aber sonst wäre es für den Leser ja langweilig. Dazu soll Griessel einen verzwickten Fall lösen, aber zum Glück hat er hilfreiche und clevere Kollegen. Es geht um Menschen mit Höhenflügen und um Fälschungen aller Art: Wein und Champagner, Etiketten und Flaschen, Alibis und Ausweise, Mobiltelefonanmeldungen und X-Boxen. 
Am Ende bleibt die dringende Warnung vor Alkoholmißbrauch. Gleichzeitig wird der Leser angestiftet, demnächst doch mal südafrikanischen Wein zu probieren…


Arnaldur Indridason: Duell
Lübbe 2014

Normalerweise lese ich Krimis aus dem Norden im Hochsommer, da kann man sich beim Lesen richtig abkühlen. “Duell” spielt im Sommer 1972, als in Rejkjavik die Schachweltmeisterschaft stattfand. Vor diesem Hintergrund ermittelt Marian Briem in einem Mordfall. Ein 15jähriger Junge ist letztendlich das Opfer von Machenschaften aller Parteien im Kalten Krieg.
Arnaldur Indridason gibt den verleugneten unschuldigen Opfern und vergessenen Kranken ein Gesicht und damit ihre Würde zurück.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch
Emme

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